„Kaffee mit Käuzchen“ von Franziska Jebens ?>

„Kaffee mit Käuzchen“ von Franziska Jebens

Einem Impuls folgend kaufte Franziska Jebens vor zehn Jahren zusammen mit ihrem Mann ein 150 Jahre altes, völlig verfallenes Forsthaus mitten im Wald, etwa eine Autostunde von Hamburg entfernt. In „Kaffee mit Käuzchen“ erzählt die Autorin, was die beiden aus dem Haus gemacht haben. Und noch viel interessanter: Was das Leben im Wald mit ihr gemacht hat.

Eigentlich war Franziska ein Kind der Großstadt. Sie hat Modejournalismus in München studiert, in Tokio und New York gelebt und zuletzt in Hamburg, wo sie alles hatte, wovon andere nur träumen: einen „tollen Typen, eine Hammer-Wohnung und einen interessanten Job“.

Magisch angezogen von der verwilderten Idylle

Als sie nach einer besonders aufregenden Arbeitswoche einen Waldausflug macht, merkt sie, wie in der Natur aller Stress von ihr weicht. Und schon ist die Idee geboren: ein Wochenendhäuschen im Grünen in Alleinlage – das wäre es! Es dauert nicht lange bis das Traumhaus gefunden ist: „Um uns herum ist alles grün, und die Vögel übertreffen sich gegenseitig mit ihrem Getschilpe. Die verwilderte Idylle wirkt fast schon surreal und ich fühle mich von dem Haus magisch angezogen. Es ist, als ob ich seit langer Zeit wieder den ersten richtigen Atemzug täte.“

Holz stapeln und einer Wildbiene helfen

Was anfangs nur als Rückzugsmöglichkeit für das Wochenende gedacht war, entwickelt sich langsam zum Lebensmittelpunkt der beiden. Einfachen Tätigkeiten wie Holz stapeln, den Boden schleifen, spazieren gehen, Vögel, Rehe und Kröten beobachten oder einer entkräfteten Wildbiene mit etwas Zuckerwasser zu neuen Kräften zu verhelfen, erfüllen Franziska zunehmend mit Glück und Zufriedenheit. Genauso wie draußen zu schlafen, in den Gemüseanbau einzusteigen, die Jahreszeiten zu erleben und einfach zu sein.

Wie „Miss Fashion, City und Travel“ zum „Waldschrat“ wird

Das Besondere an der Geschichte ist die Entwicklung der Autorin von „Miss Fashion, City und Travel“ hin zu einem Leben als „Waldschrat“ mit Wanderstiefeln und Funktionskleidung – früher undenkbar! Wo bislang das Leben von Carrie Bradshaw und ihrem „Sex and the City“-Kolleginnen das Maß aller Dinge war, schicke Cafés und Shoppen im Vordergrund standen, greift nach und nach ein neuer Lebensstil Raum: Einfachheit, Ruhe, die Tiere und die Pflanzen, das Leben im Wald, Zweisamkeit,  Sternenhimmel und natürlich Kaffee mit Käuzchen. „So vieles, das mir früher wichtig war, ist es heute nicht mehr. . .  City-Life habe ich gegen Waldleben getauscht. Ausgehen gegen Einsamkeit. Klamotten shoppen gegen Baumaterial kaufen. Reisen gegen renovieren. . . Take-away und Restaurantbesuche gegen konsequentes Selberkochen.“

Und der Schreibstil? Dahingeplaudert und nett nebenbei zu lesen. Für den einen oder anderen vielleicht etwas nervig, aber durchaus passend zum urbanen Hintergrund der Autorin, sind die vielen englischen Einschübe wie „. . . on the hunt nach dem heißesten Scheiß. . .“.

Fazit

Inspirierende, 256-Seiten-Unterhaltung für Romantiker, Naturliebhaber und gestresste Großstädter, die von einem einfachen, naturnahen Leben träumen.

Übrigens

Wenn Franziska Jebens mal nicht mit Hund Schmiddie spazieren geht oder mit Carsten in der Hollywoodschaukel Kaffee trinkt, dann arbeitet sie als Karriere- & Life-Coach, um Menschen bei einer Neuausrichtung ihres Lebens zu unterstützen.


„Kaffee mit Käuzchen: Unser Traumhaus im Wald“ von Franziska Jebens, erschienen im März 2019 bei Eden Books, Hamburg

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2 thoughts on “„Kaffee mit Käuzchen“ von Franziska Jebens

  1. Dieses Buch habe ich mit Begeisterung gelesen. Es ist wirklich bewunderungswürdig, wie die beiden ihre Vorstellung vom Traumhaus in der Wildnis konsequent verwirklicht haben. Das muss man erstmal schaffen, über 10 Jahre auf einer Baustelle zu leben. Hut ab!
    Zu Anfang dachte ich auch, naja, was soll das werden? Gibt es tatsächlich Menschen, die keine Kraniche, Kiefern oder Zecken kennen und die dann im Wald leben wollen? Aber diese Wandlung ging dann doch relativ schnell vonstatten und die Liebe zur Natur kam dabei wohl so fast nebenbei.
    Die vielen englischen Einschübe fand ich auch nicht so toll, aber das tat dem Lesevergnügen nur wenig Abbruch.
    Vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung der Waldgeschichten und wie es mit den beiden und ihren Tieren weitergeht, das wäre interessant zu wissen. Der Wald bietet sicher noch viel Schreibstoff.

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