Ackern in Appen – Gemüse und Geplauder auf dem Miet-Acker (5) ?>

Ackern in Appen – Gemüse und Geplauder auf dem Miet-Acker (5)

Unser Miet-Acker auf dem Schäferhof in Appen ist in die Breite gegangen. Wir bewirtschaften nicht mehr fünfzig Quadratmeter, sondern hundert. Was sonst noch los ist auf dem Acker? Ein missverstandenes Tierchen mischt den Boden auf, und die Bohnen liefern so reichlich ab, dass wir sie morgens, mittags und abends essen könnten.

Ein Neuzugang bei „Erntezeit“ mischt den Laden auf. Hügel neben Hügel quer über den Acker. Viele sehen den Maulwurf ja als Gärtnerschreck schlechthin, dabei sind seine Häufchen nichts anderes als ein sichtbarer Beweis seiner Nützlichkeit. Maulwürfe vertilgen auf ihren unterirdischen Touren nämlich eine Menge Schädlinge und durchlüften mit ihren Gängen den Boden. Und irgendwo muss die Erde schließlich hin.

Die meisten Hügel hat der Maulwurf bei uns neben den Pflanzen und auf den Trampelpfaden zwischen den einzelnen Beeten aufgeworfen. Nur unsere beiden Gurken und zwei Erbsen lagen plötzlich angetrocknet herum – sozusagen ein Kollateralschaden auf dem Gemüsebeet. Inzwischen sind die Opfer wieder gut gewässert im Boden. Kleiner Trost: Die aufgehäufte Erde ist so locker und feinkrümelig, dass sie sich bestens eignet, um Kartoffeln damit anzuhäufeln.

Maulwurfshügel vor Kartoffeln und Grünkohl
Super Boden auf dem Acker. Wer die Maulswurfserde genauer unter die Lupe nimmt, findet jede Menge organischer Substanz.

Und Kartoffeln anzuhäufeln hatte wir plötzlich noch eine ganze Menge. Wir haben uns nämlich verdoppelt. Fast jedes Jahr gibt es bei „Erntezeit“ eine oder mehrere Parzellen, die mit der Zeit so zuwachsen, dass vor lauter Gräsern, Winden und anderen Unkräutern kaum noch Gemüse zu sehen ist. Manche Pächter unterschätzen den Arbeitsaufwand und kommen nicht mehr hinterher, bei anderen funkt die Gesundheit dazwischen. So war es auch bei unseren Beetnachbarn zur Linken. Gegen einen finanziellen Ausgleich haben wir die Fläche übernommen.

Der neue Garten nebenan

Jetzt bewirtschaften wir nicht mehr 2 x 25, sondern 4 x 25 Meter. Etwa acht Stunden hat es gedauert, im neuen Garten Grund zu schaffen. Unkraut raus, Bestandsaufnahme: Mangold, Petersilie und Pastinaken sind kaum gekommen, weil das Unkraut schneller war. Rote Bete, Stangenbohnen und Möhren sind rar. Einige Salate und der ganze Spinat war in Blüte gegangen und nicht mehr essbar. Die Kartoffeln mussten noch angehäufelt werden. 

geschossener Salat mit Blütenansätzen
Erntezeit verpasst: Der Salat ist geschossen und bildet nun Blüten aus.

Zucchini-Umzug

Zucker- und Markerbsen schwächelten am Boden und die Zucchini- und Kürbispflanzen wuchsen eng umschlungen. Anfang Juli ist eine schlechte Zeit, um Pflanzen auseinanderzusetzen. Wir haben es aber trotzdem versucht, weil sie so dicht in keinem Fall was hätten werden können. 

In der Zucchini-Kürbismelange haben wir zwei Pflanzen gefunden, die wir nicht einordnen konnten. Weder Kürbis noch Zucchini, aber nicht ganz unähnlich. Weil sie ebenfalls bedrängt wuchsen, haben wir auch ihnen ein neues Plätzchen gegeben. Inzwischen hat sich eine der  Pflanze mit einer fingerlangen Gurke verraten.

Wir haben Zuckererbsen und Stangenbohnen nachgesät und vorgezogenen Mangold und Kohlrabi auf die freien Flächen gesetzt.

Uschi gärtnert vor

Zum Saisonstart hat „Erntezeit“-Mitarbeiterin Lena den Neulingen auf dem Acker ein paar Tipps mitgegeben. Einer davon war, sich an Uschi zu orientieren. Sie ist immer für einen kleinen Schnack zu haben und bewirtschaftet in diesem Jahr erstmalig das erste Beet auf dem Acker, das sogenannte Musterbeet. Etwa ein Streberbeet? „Nee!“, sagt Uschi da entschieden. „Eigentlich geht es hier nur darum, den Garten einigermaßen unkrautfrei zu halten, so dass alle Pächter sich orientieren können. Außerdem stecken hier die Beschilderungen im Boden“, erklärt sie und deutet auf eine hölzerne Tafel, auf der das Wort „Möhren“ steht. Wer den Überblick über seine Parzelle verloren hat, kann ihn sich hier zurückholen.

Uschi beugt sich ins Gemüsebeet
Bekannte haben Uschi auf die Idee gebracht, bei „Erntezeit“ mitzumachen. Inzwischen ist sie zum vierten Mal dabei.

Von klein auf ist Uschi gärtnerisch tätig und wühlt auch heute noch begeistert in der Erde: „In der Natur zu sein und die eigenen Lebensmittel anzubauen ist einfach toll. Wenn ich hier bin, vergesse ich alle  Arschgebrechen, die das Alter so mit sich bringt.“

Ringelblumen und Lein

Bei ihr, wie auch in allen anderen Parzellen, stehen zwei Beetstreifen in voller Blüte: eine Reihe mit Ringelblumen und eine mit rotem und blauem Lein. Die Blumen sind nicht nur der Hingucker auf dem Acker, sondern verbessern auch die Bodenqualität. Außerdem sollen – zumindest von der Ringelblume – sowohl die Blätter als auch die Blütenblätter essbar sein. Während die jungen Blätter angeblich pikant bis würzig schmecken, sind die Blütenblätter recht geschmacksneutral. Sie machen aber auf dem Salat optisch was her. Und der Lein? Ob der demnächst die bekannten Leinsamen ausbildet?

Ringelblumenreihe inmitten von Gemüse
Ringelblumen durchlüften den Boden, verdrängen Nematoden und machen sich auch gut in der Vase.
rot und blau blühender Lein
Ein ganzer Beetstreifen leuchtet rot und blau. Augenweide und Gründünger in einem: der Lein.

Jeder Ackerbesuch endet mit einer Ernte. Und das, obwohl wir zweimal pro Woche da sind. Bohnen gab es in den letzten Wochen am meisten. Kein Wunder, denn wir haben mehrere Sorten, sowohl Busch- als auch Stangenbohnen. Unsere Buschbohnen erreichen etwa Kniehöhe und brauchen deshalb keine Stützen. Die Stangenbohnen Blauhilde hingegen können gut zwei Meter hoch werden.

Stangenbohne Blauhilde mit Blüten und Bohnen
Kaum zu glauben: Blauhilde wird beim Kochen grün!

Die Superleister auf dem Feld sind die langen, grünen Buschbohnen Cupidon. Außerdem sehr ertragreich: die grün-roten Buschbohnen Sanguigno. Auch die Zuckererbsen liefern alle paar Tage nach, genau wie die Pflücksalate Till und Amerikanischer Brauner. Und langsam gehen unsere Zucchini an den Start. Etwa zwanzig Stück haben wir schon geerntet, aber das scheint nur der Anfang.

Demnächst geht’s für zwei Wochen in den Urlaub. Sturmfreie Bude für Maulwurf und Kartoffelkäfer. Die Temperaturen sollen bis zu 37° C ansteigen und Regen ist nicht in Sicht. Ob das gut geht?

4 thoughts on “Ackern in Appen – Gemüse und Geplauder auf dem Miet-Acker (5)

    1. Dein Lein wächst nicht auf dem Acker, sondern bei uns im Garten in einem Topf direkt vor dem Haus. Ist inzwischen leider verblüht. Ich habe aber noch ein paar Samen für das nächste Jahr übrig.

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