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Die Kräuterspirale oder: Jedem Kraut sein Plätzchen

Die Kräuterspirale ist ein klassisches Element in der Permakultur. Ansteigend eingedreht wie ein Schneckenhaus bietet sie vielen unterschiedlichen Kräutern den perfekten Lebensraum. Petersilie fühlt sich hier genauso wohl wie der mediterrane Thymian – vorausgesetzt, die Kräuter sind am richtigen Platz eingepflanzt. „Grüne Töne“ hat mit der Schweizer Permakultur-Designerin Eva Bührer über diese spezielle Beetform gesprochen.

Anleitungen für Bau und Bepflanzung einer Kräuterspirale gibt es im Internet reichlich. Die Unterschiede sind zum Teil sehr groß, aber in einigen Punkten stimmen die meisten Seiten überein: Die Kräuterspirale sollte vollsonnig liegen und nach Süden hin auslaufen, weil nur dann jede Pflanze einen ihr angemessenen Standort erhalten kann. Im oberen, vollsonnigen Bereich ist die Erde mager und durchlässig, so dass sich hier mediterrane Kräuter wohl fühlen. Im mittleren Bereich, der aufgrund der Bauweise leicht schattig ist, ist die Erde deutlich humoser. Unten, wo es ebenfalls auch Schatten gibt, ist die Nährstoffdichte am höchsten. Häufig liegt am Ende der Spirale ein kleiner Teich.

Meine Kräuterspirale habe ich schon im vergangenen Jahr geplant und nun endlich gebaut. Reihenhausgärtner müssen Abstriche machen! Ein vollsonniger Standort wäre bei uns nur möglich, wenn wir im restlichen Teil des Gartens auf alle Pflanzen verzichten würden, die Ringelblumengröße übersteigen. Deshalb steht unsere Kräuterspirale nicht vollsonnig, sondern nur sonnig. Sie besteht aus roten, versetzt geschichteten Backsteinen. In den Mauerritzen möchte ich Zimbelkraut ansiedeln, ein sehr schönes Mauerblümchen, das bis in den Winter hinein noch super aussieht. Bepflanzt habe ich von oben nach unten mit Lavendel, Orangenthymian, Thymian, Rosmarin, Salbei, Oregano, wilder Rauke, Petersilie, Hirschhornwegerich, Schnittlauch und Blutampfer. Ursprünglich hatte ich die Petersilie direkt neben dem Schnittlauch. Aber Eva Bührer hat gewarnt: Schnittlauch und Petersilie vertragen sich nicht. Also habe ich zwischen die beiden Stänkerer Hirschhornwegerich gesät.

Kräuterspirale von oben
Ob jede Pflanze den richtigen Platz bekommen hat? Spätestens Ende des Sommers werden wir es sehen.

Bis auf den Hirschhornwegerich, den ich gesät habe, sind alle Kräuter als kleine Pflänzchen in die Kräuterspirale eingezogen. Anfangs sahen sie allesamt ziemlich mickrig aus. Aber nach wenigen Tagen sind sie fast explodiert. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie im Folientunnel und nicht im Gewächshaus gezogen worden sind. Das macht wohl hart im Nehmen.

Salbeipflanze Nahaufnahmewilde Rauke im Beetblühender Thymian vor einer Backsteinmauerblühender SchnittlauchOregano im BeetEin Himbeerstrauch wächst durch die Backsteinmauer.Blutampfer im BeetWeinbergschnecke an einer roten Backsteinmauer

Richtig blöd! Die Nachbarkatze liebt die Kräuterspirale und nutzt sie gerne als Duftkissen für ein Schläfchen zwischendurch. Nichts gegen Sammy: Er ist ein klasse Mäusefänger, aber in der Kräuterspirale hat er trotzdem nichts zu suchen. Im Internet habe ich einen Tipp gefunden, der bislang ganz gut funktioniert hat. Hölzerne Schaschlikspieße zu zwei Dritteln in die Erde gesteckt, so dass Katzen einfach nicht genug Platz haben, um es sich gemütlich zu machen. Nur Fakir-Katzen hätten hier ihren Spaß. Und Sammy schläft inzwischen auf unseren Gartenstühlen.

Interview mit Eva Bührer

Auch Eva Bührer ist von Kräuterspiralen begeistert. Mit ihr habe ich über dieses klassische Element der Permakultur gesprochen.

Grüne Töne: Die Kräuterspirale ist ein sehr beliebtes Element in der Gartengestaltung. Auch bei Hobbygärtnern, die das Wort „Permakultur“ noch nie gehört haben. Woran liegt das?

Eva Bührer: Da gibt es viele Gründe. Zum einen sehen sie sehr hübsch aus und brauchen nur wenig Platz. Sie lassen sich also auch gut in kleinen Gärten anlegen. Zum anderen können sie eine ganze Reihe der verschiedenen beliebten Küchenkräuter beherbergen. Frische Kräuter zu nutzen ist mittlerweile weit verbreitet und es ist natürlich gesund. Außerdem gibt so eine Spirale ein bisschen Unabhängigkeit und Ernährungssouveränität und dient bei der Arbeit daran der Erholung.

Grüne Töne: Was hat die Kräuterspirale mit Permakultur zu tun? Welche Grundsätze werden hier angewandt?

Eva Bührer: Alle drei Grundsätze, die der Begründer der Permakultur Bill Mollison formuliert hat, sind hier zu finden: earth care (Sorge um die Erde), people care (Sorge um die Menschen) und fair share (faires Teilen). Jedes Grün ist gut für die Erde und das Klima, denn es hilft, CO2 zu binden, die Temperatur zu senken und den Feinstaub zu sammeln. Menschen halten sich durch die Nutzung der unterschiedlichsten Kräuter gesund und sie können ihre Fülle teilen mit anderen Menschen und mit Insekten.

Grüne Töne: Und wie sieht es mit den Prinzipien der Permakultur aus?

Eva Bührer: Da kann ich eine ganze Menge aufzählen. 1. Durch die Steine und das Teichlein am unteren Ende der Spirale wird Energie gespeichert. 2. Es wird geschichtet und gestapeltDie Kräuterspirale macht es möglich, auf kleiner Fläche viel anzubauen, da in die Höhe gebaut wird. 3. Man muss beobachten, um anschließend jedem Kraut den richtigen Platz zu geben. Die Kräuterspirale ist nämlich ein ideales Bauwerk für verschiedenste Mikroklimata, von kühl und feucht unten bis heiß und trocken ganz oben. 4. Eine Ernte wird eingefahren. Das erklärt sich von selber. 5. Alles bleibt in einem Kreislauf : Abgeschnittene Pflanzenteile werden zum Mulchen gebraucht und bleiben somit erhalten. 6. Vielfalt nutzen und schätzen: Sehr unterschiedliche Kräuter, die sowohl der Ernährung als auch als Heilmittel dienen können, finden in der Kräuterspirale ihren Platz. 7. Die Zonenplanung sorgt für kurze Wege: Weil Kräuter täglich genutzt werden, ist es sinnvoll, dass die Kräuterspirale nah am Haus angelegt wird. Sicher gibt es noch ein paar weitere Prinzipien, aber letztlich geht es darum, ein nachhaltig funktionierendes System zu errichten.

Grüne Töne: Gerda und Eduard W. Kleber, die Autoren des in Permakulturkreisen sehr bekannten Titels „Gärtnern im Biotop mit Mensch“, schreiben in ihrem Buch: „Kräuter gehören zwischen das Gemüse, unter die Bäume, an Hecken und Wiesenränder. Wird dies nicht beachtet und werden alle Kräuter ausschließlich in der Spirale versammelt, ist sie in einem Biotop mit Mensch unangebracht.“ Wie denken Sie darüber?

Eva Bührer: Sie haben sicher recht, zumindest dann, wenn auch ein richtiger Garten vorhanden ist. Kräuter und Gemüse dienen ja einander, indem sie sich gegenseitig stärken und schützen. Die Kräuterspirale ist eigentlich eine Lösung für wenig Platz, ist aber auch ein Blickfang. In unserem Gemeinschaftsgarten hat mal jemand gesagt: „Jetzt hat der Garten ein Herz.“ Man kann ja auch beides machen: Kräuter in die Beete setzen und in eine Kräuterspirale.

Eva Bührer ist neben Kurt Forster und Christoph Bachmann Autorin des Buches „Permakultur – Grundlagen und Praxisbeispiele für nachhaltiges Gärtnern“, das 2017 im Haupt Verlag erschienen ist.

 

Du willst mehr als nur Kräuter? Dann wäre vielleicht ein Mandalabeet das Richtige für dich!

4 thoughts on “Die Kräuterspirale oder: Jedem Kraut sein Plätzchen

    1. Liebe Eva,
      vielen Dank! Freut mich sehr, dass dir der Artikel und „Grüne Töne“ allgemein so gut gefallen.
      Liebe Grüße sendet
      Katka

  1. Fair share – da komme ich doch mal vorbei, um ein paar Kräuter zu sammeln;-). Ich freue mich schon zu sehen und zu lesen, wie die verschiedenen Kräuter sich entwickeln werden.

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