Mein Permakultur-Gärtchen (4) ?>

Mein Permakultur-Gärtchen (4)

Der erste Sommer in unserem kleinen Garten geht langsam zu Ende. Zeit für eine Saisonbilanz. Wie ist das Experiment „Permakultur im Reihenhausgarten“ gelaufen? Was funktioniert gut und was nicht, was ist aus den Tomaten geworden und wo sind die Ameisen hin?

Mit Gestaltungswille, Begeisterung und neuen Gartenhandschuhen habe ich mich im Frühjahr auf unseren neuen, etwa siebzig Quadratmeter großen Reihenhausgarten gestürzt. Ich wollte viel: den Abhang an der Südgrenze des Grundstückes terrassieren, Hochbeete anlegen, die Hauswände mit Rankgittern versehen, Regenwasser nutzbar machen, eine wilde Ecke anlegen und mit eigenem Gemüse- und Kräuteranbau ein bisschen die Welt retten. Ressourcenschonend und naturnah sollte alles sein.

Einiges ist inzwischen plangemäß umgesetzt, anderes verschoben und Neues ist hinzugekommen. Wie das im Leben nunmal so ist: Manchmal sind die Schnecken stärker als die Ideen. Und manchmal ändern sich die Prioritäten.

Eine Bienenweide auf den Terrassen

Die Terrassierung des Abhanges – das größte Projekt, das Permakultur-Designerin Kerstin Schaumburg vorgeschlagen hat – hat super geklappt. Ziel war es, den Boden vor Erosion zu schützen, das Regenwasser zu halten und die Sonne besser zu nutzen. Zur Verbesserung des Bodens habe ich Phacelia gesät. Außerdem blühen hier in diesem Sommer Ringelblumen, Cosmeen, Rosen, Zimbelkraut, Kapuzinerkresse und eine einzige Kornblume. Offensichtlich lieben Schnecken junge Kornblumen ganz besonders.

Blumen und Gemüse auf dem terrassierten Hang
In wenigen Wochen hat sich der Hang zu einem Bienen- und Hummeltummelplatz entwickelt.
Zimbelkraut in einer Trockenmauerritze
Ein Mauerblümchem mit starkem Expansionsdrang: das Zimbelkraut. In milden Winter ist es immergrün.

Bienen und Hummeln tummeln sich hier tagein tagaus im Pollen- und im Nektarrausch. Im nächsten Jahr soll noch mehr blühen. Zwar sollen auf die Terrassen auch Beerensträucher gepflanzt werden, aber entgegen der ursprünglichen Planung werde ich hier auf Gemüse verzichten und stattdessen für Maja, Willi & Co. ein buntes Buffett bereitstellen.

eine Hummel auf einer Cosmea
Bei Bienen und Hummeln hoch im Kurs: die Cosmea mit reichlich Pollen und Nektar.

Die Regentonne als Hochbeet

Die Bewirtschaftung der zwei Hochbeete ist ebenfalls gut gelaufen. In ihrem früheren Leben waren die beiden eine riesige, hölzerne Regentonne. In der Mitte durchgesägt und von Deckel und Boden befreit, ergaben sie zwei gut bepflanzbare Beetkästen. Radieschen und Salat sind lange abgeerntet und inzwischen schon in die zweite Runde gegangen. Die Möhren wachsen noch ihrer endgültigen Größe entgegen. Bislang hat es keine einzige Schnecke geschafft, die Hochbeete zu entern. Ob das an den Metallstreifen liegt, die die Holztonne zusammenhalten?

Aber eine Armee von Ameisen hat das Möhren-Zwiebel-Hochbeet eingenommen und das Wachstum der Möhren mit unterirdischen Gängen gefährdet. Ich wollte versuchen, die Tierchen friedlich umzusiedeln. Ein umgedrehter, mit Mulchmaterial und Erde befüllter Blumentopf sollte als Umzugscontainer dienen. Doch statt in den Topf umzusiedeln, sind die Ameisen einfach ganz ausgezogen. Das ist seltsam, aber gut.

Erdbeeren an den Wänden

Ein weiteres Projekt waren die Rankgitter an der Hauswand. Die Erdbeeren konnten hier in angehängten Töpfen schneckensicher heranreifen. Das hat zwar einerseits gut geklappt, aber andererseits viel Wasser zur Bewässerung benötigt. Die Erdbeeren auf dem Boden kamen fast ohne Gießen aus, waren für die Schnecken aber ein gefundenes Fressen. Am Ende der Erdbeerzeit übernahmen die Zuckerschoten das Ruder. Sie hatten die Wochen zuvor am Fuße des Gitters in einem Pflanzsack auf ihren Auftritt gewartet. Ein paar knackige Häppchen, lecker für zwischendurch oder auf Brot, aber insgesamt eine eher schlanke Ernte. Für eine Hauptmahlzeit hätten die Zuckerschoten nicht gereicht.

Die beiden im Frühjahr gepflanzten Säulenäpfel sind gut angewachsen. Einer der beiden trägt schon seine erste Frucht.

Grüner Apfel am Baum
Der erste und einzige Apfel an unserem im Frühjahr gepflanzten Apfelbäumchen. Ein paar Tage muss er noch durchhalten, dann wird geerntet.

Himbeerträume

Für eine köstliche Überraschung sorgten die Himbeeren, die hier schon überreichlich wuchsen als wir eingezogen sind. Am Anfang des Sommers konnten wir unser Abendessen eine zeitlang mit diesen wunderbaren Früchtchen bereichern. Allerdings hatte fast jede Beere Hausbesuch. Jetzt, zum Ende des Sommers, begeistern uns die späten Himbeeren: riesige, aromaexplosive, meist sogar wurmfreie Früchte und dazu noch in wirklich beachtlichen Mengen – bezogen auf einen Reihenhausgarten.

Himbeeren in einem Schälchen
Die späten Himbeeren sind der Knaller. Geschmacksintensiv, riesengroß und nahezu wurmfrei

Auch der Wein, der schon da war, als wir kamen, macht eine gute Figur. Die Trauben nehmen Farbe an. Ob wir aber wirklich etwas davon abbekommen, ist fraglich. Denn immer, wenn ich die Terrasse betrete, sehe ich aufgeregte Amseln davonfliegen. Denen schmecken auch die unreifen Trauben.

Trauben
Heiß begehrt in Amselkreisen: Die Trauben auf unserer Terrasse.

Tomaten-Challenge

Und wer ist aus der Tomaten-Challenge als Sieger hervorgegangen? Keiner! Ich hatte drei Pflanzsäcke mit unterschiedlichen Düngern – gekauft und selbstgemacht – ins Rennen geschickt, um herauszufinden, ob gekaufter Dünger wirklich ein Muss ist. Alle Tomatenpflanzen tragen reichlich, sind nach wie vor gesund und liefern uns täglich drei bis vier fruchtig-süße, mittelgroße Tomaten. Düngerkauf ade.

Tomaten und Kräuter auf einem hölzernen Küchenbrett
So schmeckt der Sommer: Tomaten aus dem eigenen Garten sind kaum zu toppen.

Der Baumspinat sorgt für sich selbst

Der Baumspinat Magenta Spreen ist eine beeindruckende Pflanze. In nur wenigen Monaten schafft er problemlos zwei Meter. Und weil ich ihn im vergangenen Jahr gesät hatte, ist er auch in diesem Jahr wieder da. Die einjährige Pflanze sät sich nämlich sehr eifrig selber aus. In den Pflanzsäcken, die unseren Umzug mitgemacht haben, schliefen unzählige Samen und warteten auf die nächste Saison. So gesehen, eine perfekte Pflanze für Permakulturgärten. Ganz perfekt finde ich den Baumspinat geschmacklich aber leider nicht. Durch das pudrige Magenta werten die jungen Blätter einen grünen Salat optisch deutlich auf, aber das war es auch schon. Gekocht finde ich herkömmlichen Spinat besser.

Wie es weitergeht

Wie es im nächsten Jahr weitergeht, weiß ich noch nicht. Fest steht bislang nur, dass ich ein ganz klassisches Element aus der Permakultur umsetzen möchte: die Kräuterspirale. Weil die am besten vollsonnig steht, wird ein Teil der Himbeeren umziehen müssen. Die Kräuterlösung dieses Jahres, eine Art Mini-Friesenwall, den ich schon angelegt hatte, bevor Permakultur-Designerin Kerstin Schaumburg ihre Pläne machte, hat sich als deutlich zu klein erwiesen. In Zukunft soll mehr Platz sein für Blutampfer, Petersilie, Strauchbasilikum, Schnittlauch, Thymian, Rosmarin, Oregano & Co. Es gibt also viel zu tun.

Als ich im Frühjahr beschlossen habe, das Experiment „Permakultur im Reihenhausgarten“ zu starten, habe ich mich in grünes Neuland begeben. Ich habe angefangen, mir Gedanken zu machen über Kreisläufe im Garten und über zukunftsfähiges Handeln – im Garten und auch darüber hinaus. Und ich habe ein paar Bücher zum Thema gelesen. So bekamen die Ringelblumen einen gedanklichen Überbau. Plötzlich waren sie nicht mehr einfach nur schöne Blumen, sondern außerdem Gründünger. Gras- und Heckenschnitt landete nicht mehr in der grünen Tonne, sondern wurde als Mulchmaterial und Rankgerüst genutzt. Und Brennnesseln waren kein Unkraut mehr, sondern gern gesehene Helfer im Garten.

Vieles anders, vieles neu. Auf jeden Fall aber ein wirklich tolles Experiment, das Spaß macht und schmeckt. Ernteglück mit System.

 

7 thoughts on “Mein Permakultur-Gärtchen (4)

  1. Obst & Gemüse selber anbauen scheint gar nicht so kompliziert zu sein. Vielleicht probiere ich es in der nächsten Saison selbst mal aus. Deine tollen Fotos lassen mir jedenfalls das Wasser im Mund zusammen laufen!

  2. Ja, dein Gartenprojekt ist wohl ein sehr gelungenes Experiment, so hört es sich für mich an. Wir haben auch einen Doppelhaus-Garten, den ich seit 25 Jahren gestalte. Zum Schluss kam noch eine Kräuterspirale dazu. Der Garten gestaltet sich permanent um, da ich viel wachsen lasse, was wachsen möchte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert