Plötzlich Vogeleltern: Als Gimpel-Baby Artie bei uns landete ?>

Plötzlich Vogeleltern: Als Gimpel-Baby Artie bei uns landete

Plötzlich saß es da, das kleine Häufchen Leben – mitten im Gras unter einer hohen Birke. Fast fünf Jahre ist es her, dass dieses kleine Vogelkind uns für knapp zwei Wochen zu Vogeleltern gemacht hat.

In unserer Kräuterspirale tut sich was. Während Oregano, Rosmarin und einige weitere Kräuter noch winterruhen, legen drei andere Pflänzchen schon kräftig los: Blutampfer, Zimbelkraut und die Vogelmiere, die im vergangenen Spätsommer von ganz alleine in die Kräuterspirale eingezogen ist.

Genauso wie sich die Vogelmiere ohne unser Zutun in unserem Garten eingenistet hat, landete Vogelbaby Artie ungefragt auf unserem Rasen. Das ist inzwischen fast fünf Jahre her. Trotzdem denke ich noch heute an dieses kleine Vogelkind. Besonders dann, wenn ich irgendwo eine besonders schöne Vogelmiere sehe. Wie die beispielsweise, die gerade unsere Kräuterspirale in Besitz nimmt. Vogelmiere fand Artie nämlich besonders lecker.

Wie alles begann: ein Vogelbaby auf dem Rasen

Ein klitzekleines Vogelbaby, fast noch nackt, saß plötzlich bei uns auf dem Rasen. Ein paar Meter weiter lagen verstreut die Reste eines Nestes. ***1 Vermutlich ist es samt Vogelnachwuchs aus der Birke gestürzt. Weitere Vogelkinder konnten wir nicht finden, vielleicht weil eine der vielen Nachbarskatzen schneller war als wir. Im Hinterkopf den Gedanken, dass man Vogelbabys nicht mit bloßen Händen anfassen darf, haben wir uns vorsichtshalber Handschuhe angezogen und das Tierchen ins Haus gebracht.

Da der Vogel noch ohne Federn war, wussten wir nicht, was für eine Art wir da vor uns hatten. Insekten und Würmer jedenfalls wollte er nicht fressen. Also haben wir es mit zu Brei verkochten Haferflocken versucht. Ein voller Erfolg. Artie, so haben wir ihn getauft, nahm den Brei gerne an. Am nächsten Tag setzten wir ihn nach draußen auf den Rasen und hielten in ein paar Metern Entfernung Wache.

Kooperation mit dem Gimpelpapa

Da landete plötzlich ein Gimpelmännchen neben Artie und schob dem aufgeregten Vogelbaby etwas in den Schnabel. Offensichtlich hatte Arties Papi nach dem Jungen gesucht und es endlich gefunden. Die Gimpelmama kam ebenfalls dazu, traute sich aber nicht ganz ran, sondern beobachtete das Treiben aus sicherer Entfernung. Von da an haben wir Artie in Kooperation mit seinem Gimpelvater gefüttert. Wir hatten uns inzwischen informiert: Gimpel fressen mit Vorliebe die Samen von Wildkräutern und Bäumen, aber auch Knospen. Artie liebte besonders die Vogelmiere, weshalb ich die Geschichte hier überhaupt erzähle.

Der Gimpelvater füttert sein Vogelkind auf dem Bodenkasten des Vogelkäfigs
Arties Vater ließ sich von uns nicht beirren. Er kannte seinen Job und versorgte sein Vogelkind auch in dieser ungewöhnlichen Situation.

Die Nächte verbracht das Vogelkind bei uns im Haus in einem Vogelkäfig, den wir noch schnell gekauft hatten. Anfangs, als Artie kaum hüpfen konnte, haben wir ihn tagsüber draußen in die Käfigbodenschale gesetzt. Das Gittergestell aber kam erst dann auf die Schale, als Artie seine Hopskünste soweit perfektioniert hatte, dass er aus der Schale hätte raushopsen können. Die Käfigtür weit oben im Gitter blieb offen. Sein Vater ließ sich von dem Gestell nicht beeindrucken. Er wagte sich zum Füttern sogar hinein.

Artie wird flügge

Artie legte ziemlich schnell an Größe zu, bekam langsam sein Federkleid und machte sehr ausdauernd hüpfende Flugversuche. Damit er, so hilflos wie er noch war, nicht weghopsen konnte, haben wir ihm für seine Übungen aus Vogeldraht ein großes Gehege gebaut. Auch hier kam der Gimpelvater zum Füttern vorbei. Als auch dieses Gehege zu klein wurde, hat mein Mann, der in Sachen Artie ohnehin schon federführend war, das Kinderhaus im Garten zu einer Voliere umgebaut. Eine richtige Vogeltür war jetzt nicht mehr drin, weil Artie sonst – fluguntüchtig, wie er noch war – verschwunden wäre. Ein kleines Loch in dem Volierendraht war für den Vogelvater gerade groß genug, um Artie weiter mit Nahrung zu versorgen. Nachts blieb unser Vogelkind inzwischen draußen in der Voliere. Dann war es schließlich so weit: Wir haben die Voliere geöffnet, um Artie in die Freiheit zu entlassen. Nur wenige Augenblicke später landete auch schon der Gimpelvater an der Öffnung – und flog dann zusammen mit seinem Vogelkind davon.

Jungvogel im Gras
Ausflug ins Grüne: Artie hopst durchs Gras und trainiert dabei seine Flugfähigkeit

Noch heute denken wir an Artie und seinen mutigen Vater. Besonders dann, wenn wir irgendwo einen Gimpel sehen oder ein frisch-grünes Büschel Vogelmiere.

 

***1 Anmerkung: Nicht jeder Jungvogel, der scheinbar verlassen aufgefunden wird, ist wirklich in Not. Bevor ihr euch eines Vogelbabys annehmt, kontaktiert lieber die Wildvogelhilfe oder eine andere Organisation und fragt um Rat. Auf diese Idee sind wir damals nicht gekommen. Wir hatten einfach Glück, dass alles so gut gelaufen ist.

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