
Richtung Permakultur: Wie unser Selbstversorgergarten entsteht (2)
Er ist noch lange nicht fertig, aber schon ziemlich produktiv: der Gemüsegarten hinter unserem neuen Haus. Ein Südhang, etwa 350 Quadratmeter groß und bis vor kurzem hauptsächlich mit Gräsern, Klee, Wegerich, Margeriten und Habichtskraut bewachsen. Etwa ein Drittel der Fläche ist inzwischen terrassiert, eingesät und bepflanzt und liefert erste Ernten. – Über ein Zuviel an Salat, fehlende Stützmauern, die Sturheit der Wühlmäuse und ein treues Reh.
Jetzt haben wir den Salat: Dass „Till“ und der „Amerikanische Braune“, unsere beiden Pflücksalate, so gut kommen würden, hätte ich nicht gedacht. Mit diesen Mengen sind wir deutlich überfordert. Seit etwa drei Wochen beernten wir eine insgesamt etwa zehn Meter lange Salatreihe. Täglich eine Schüssel voll, und die Nachbarn haben wir auch schon zum Pflücken gebeten. Trotzdem nimmt die Blattmasse auf den Beeten zu. Die Mengen an Radieschen, Zwiebelgrün, Petersilie, Kohlrabi und Zuckerschoten hingegen passen gut.
25 Zentimeter rauf und runter
Mit der Terrassierung des Hanges bin ich noch lange nicht fertig, erst etwa ein Drittel der Fläche ist geschafft. Und es war viel anstrengender als ich vorab vermutet habe. Weil der Anstieg im oberen Bereich nur gering verläuft, habe ich dort angefangen. Das hat den Vorteil, dass ich schon in diesem Jahr Flächen bewirtschaften kann. Es hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: fehlende Stützmauern.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Hang zu terrassieren. Wir haben uns dafür entschieden, nach einem Halbe-halbe-Prinzip vorzugehen und mehrere höchstens 50 Zentimeter hohe Trockenmauern aus Natursteinen zu errichten. Dabei haben wir die Erde der jeweils hinteren Terrassenhälfte bis zu einer Tiefe von etwa 25 Zentimetern abgetragen und sie im vorderen Teil der Terrasse so aufgetragen, dass eine gerade Ebene entstanden ist. Und da lag auch das Problem mit der fehlenden Stützmauer. Diese Vorgehensweise funktioniert nämlich nur, wenn man den hinteren Teil der nächst absteigenden Terrasse gleichzeitig mitbaut. Denn auch hier wird zur Hälfte – in unserem Fall höchstens 25 Zentimeter – in den Hang hineingebaut und zur anderen Hälfe um höchstens 25 Zentimeter aufgeschüttet. Damit diese Schütterde einen Halt hat, muss die Mauer nach unten natürlich schon stehen.
Um Trockenmauern zu bauen, braucht man Unmengen an Steinen. Viele lagen schon bei uns im Garten, als wir hier eingezogen sind. Drei zusätzlichen Schaufelbaggerladungen voll hat uns Nachbar Rouven spendiert und sie sogar noch über den Zaun direkt in unseren Garten gekippt. Der größte der Steine war so schwer, dass es drei Männer brauchte, um ihn in die Nähe seines künftigen Platzes zu rollen.


Der Ärger mit den Wühlmäusen
Überrascht bin ich immer wieder von dem tierischen Leben hier im Garten. Hauptakteure sind momentan die Wühlmäuse, die in den Gemüsebeeten unterwegs sind. Durch ihre Gänge lassen die Tiere die Wurzeln quasi in der Luft hängen und behindern damit die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Und sie sind hart im Nehmen. Die Erdarbeiten scheinen sie nicht zu stören. Genauso wenig wie das Knoblauchwasser, das ich immer wieder in die Löcher gieße, und das Zuschütten aller sichtbaren Gänge. Stur bauen sie die Gänge wieder auf und hängen noch ein paar weitere dran. Der längste sichtbare Gang führt Tag für Tags aufs Neue fast unter der Salatreihe entlang.

Tanz mit der Natur oder Tanz auf meiner Nase?
„Permakultur ist ein Tanz mit der Natur, in dem die Natur führt.“ Dieser Satz stammt von Bill Mollison, dem Begründer der Permakultur. Was kann das in diesem Fall heißen? Nichts machen und so einen erheblichen Ernteausfall riskieren oder irgendwie eingreifen? Natürliche Feinde anlocken! Das ist in diesem Zusammenhang der häufigste Ratschlag. Klingt super nach Kreislauf der Natur, ist aber oft nicht leicht. Zumindest dann nicht, wenn man nur eine vergleichsweise kleine Fläche zur Verfügung hat. Wir haben Greifvögel, die hier ihre Bahnen ziehen. Sie durch eine Ansitzstange anzulocken wäre aber unseren hühnerhaltenden Nachbarn gegenüber unfair. Durch die große Wiese, die an unseren Garten grenzt und den dahinter liegenden Wald, hätten auch andere Fressfeinde Zugang zu unserem Garten, der mit Steinhaufen, wilden Ecken und hohen Gräsern eigentlich attraktiv für sie sein müsste. Gesehen habe ich noch keine. Dafür aber jede Menge Katzen. Die streunern täglich ohne jedes Jagdinteresse durch Kartoffeln, Kohlrabi und Co.
Besuch in der Dämmerung
Ein anderer Streuner im Garten ist das Reh, dessen Spuren wir schon früh in den Beeten entdeckt haben. Inzwischen haben wir auch das Tier selber gesehen. Meistens kommt es zwischen 22.00 und 23.00 Uhr zu Besuch. Manchmal bleibt es auf der Wiese vor dem Zaun stehen und frisst von Nachbars Kirschbaum. Und manchmal springt es über unseren Zaun, hinterlässt ein paar Spuren in den Beeten und frisst – nichts. Was das Tier hier wohl will?
3 thoughts on “Richtung Permakultur: Wie unser Selbstversorgergarten entsteht (2)”
Herzlichen Glückwunsch zu diesem einfach traumhaften Garten! Auch wenn er noch nicht fertig ist (das sind Gärten ja nie) sieht man schon, wohin die Reise führen wird – ganz große Klasse! Ich würde mich am liebsten sofort auf die Bank setzen und die Füße hochlegen… dabei auf das Reh warten. Warum es kommt, wo es doch nichts frisst? Vielleicht weil auch Tiere für Schönheit empfänglich sind? Offensichtlich gefällt es dem Reh einfach in deinem Garten. Genau wie den Wühlmäusen, leider. Aber Sinn bzw. Ziel eines Permakulturgartens ist ja die Erzielung eines Ertrags – und wenn die Wühlmäuse dieses Ziel massiv durchkreuzen und natürliche Feinde ausfallen, muss wohl eine andere Lösung her. Vermutlich wirst du ohne Fallen das Problem nicht lösen können. Ein heikler Fall. Bin gespannt, wie du ihn löst.
Beste Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin, vielen Dank für deine nette Worte. Auf das Reh zu warten bringt momentan leider nicht mehr so viel. Ich habe es seit Tagen nicht mehr gesehen. Dafür beeindrucken mit derzeit die Bienen und die Hummeln sehr. In den Fugen der Trockenmauern haben sich inzwischen ziemlich viele angesiedelt. Immer wenn ich an den Mauern entlang gehe, blockiere ich kurzfristig die Einflugschneisen, kriege dafür aber interessante Dinge mit. Zum Beispiel die Blattschneiderbienen, die mit kleinen Blattstückchen zwischen den Beinen Kurs nehmen auf ihre Nester in der Mauer. Und die Wühlmäuse… Jaja, ein leidiges Thema. Bin ebenfalls gespannt, wie es da weitergeht.
Hallo,
auch, wenn das bereits ein älterer Artikel ist:
Gegen Wühlmäuse hilft es sehr gut, wenn man ein oder mehrere Pferde für ein paar Tage (oder regelmäßig ein paar Stunden) in den Garten stellen kann. Andere schwere Tiere haben vermutlich einen ähnlichen Effekt.
Dann hat man meist ein Jahr Ruhe.