
Richtung Permakultur: Wie unser Selbstversorgergarten entsteht (4)
Die erste Saison auf unserem Gemüsehang ist vorbei. Nachdem der Hirschhornwegerich (Titelfoto) vorerst die Segel gestrichen hat, sorgt einzig der Winterpostelein noch für frisches Grün auf unseren Tellern. Sonst ist Ruhe auf den Beeten. Im Herbst bei uns eingezogen: Kornelkirsche, Holunder, Mispel und Co.
Lange war die Wildobsthecke, die in Zukunft den Gemüsehang umgeben und schützen soll, schon geplant, und im November gab es endlich den ersten Spatenstich: Die ersten Sträucher sind gepflanzt. Alle ziemlich klein, keiner höher als einen Meter. Es wird also noch Jahre dauern, bis die Hecke dicht ist.
Ein lange vergessenes Obstgehölz: die Mispel
Die Mispel (Mespilus germanica) habe ich im Essgarten von Frits Deemter kennengelernt – zur Blütezeit im Mai. Bis in den Juni hinein zeigt der Strauch seine bis zu fünf Zentimeter großen weißen Blüten, aus denen sich die apfelähnlichen kleinen Früchte entwickeln. Geerntet werden diese nach den ersten Frösten zwischen Oktober und Weihnachten, wenn sich das Fruchtfleisch braun verfärbt und matschig wird. Geschmacklich soll die Mispel an Bratapfel erinnern. Heute relativ unbekannt, war das Obstgehölz in früheren Zeiten sehr begehrt. Noch vor etwa hundert Jahren war es in vielen Bauerngärten zu finden – und geriet dann in Vergessenheit. Wir haben uns für die Sorte „Holländische Großfrüchtige“ entschieden. Zum einen, weil sie sehr ertragreich sein soll und zum anderen, weil ihre Früchte bis zu sechs Zentimetern groß werden. Die Mispel hat übrigens nichts zu tun mit der geheimnisvollen Mistel, die einem britischen Brauch zufolge für Liebesglück sorgt.

Bienen fliegen drauf – ganz früh im Jahr: die Kornelkirsche
Neben die Mispel habe ich eine Kornelkirsche gesetzt. Obwohl der Name es nahelegt, ist sie nicht mit den Süß- oder Sauerkirschen verwandt, sondern gehört zu den Hartriegelgewächsen. Das Besondere an der Pflanze ist ihre frühe Blütezeit. Schon ab März – deutlich vor dem Blattaustrieb – entfaltet sie ihre zahlreichen gelben Blüten, die Bienen und anderen Insekten ersten Nektar liefern. Wir haben die Sorte Jolico gewählt. Ihre im September erntereifen Früchte sind mit etwa 2,5 Zentimetern Länge ungefähr doppelt so groß wie die Früchte der Wildform. Obwohl Jolico selbstbefruchtend ist, erhöht eine weitere Kornelkirsche in der Nähe den Ertrag. Deshalb pflanzen wir demnächst eine weitere Sorte. Kleiner Tipp am Rande: Zweige der Kornelkirsche eignen sich gut als Barbarazweige.

Außerdem im November bei uns eingezogen: der Zierapfel John Downie, eine Haferschlehe und der Holunder Sampo.
Achtung: Grundstücksgrenze!
Glücksritter pfeifen drauf, doch ganz unproblematisch ist es nicht, wenn man bei der Bepflanzung seines Grundstückes die Abstandsregelungen zum Nachbargrundstück nicht beachtet. In den meisten Bundesländern gibt es Nachbarschaftsgesetze, die die Grenzabstände von Bäumen und Sträuchern genau festlegen, damit Verschattung, Laubfall, störende Wurzeln oder Ähnliches nicht zu Streitigkeiten führen. Will man es sich mit seinen Nachbarn nicht verscherzen, hält man sich besser daran. Ich habe so dicht an die Grenzen gepflanzt, dass ich die Sträucher zwar früher oder später schneiden muss, sie aber dennoch recht groß werden lassen kann.
Hirschhornwegerich und Knoblauch
Bis in den Dezember hinein hat uns der Garten mit Möhren und Petersilie versorgt. Inzwischen gibt es nur noch Postelein. Der Hirschhornwegerich – bis vor Kurzem noch super – hat in den letzten Tage schlapp gemacht. Ist aber mehrjährig, sollte im Frühjahr also eigentlich wiederkommen.

An den Rand des Beetes, in dem in der vergangenen Saison Zucchini wuchsen, habe ich im ausgehenden Sommer Erdbeeren gepflanzt und im Herbst Knoblauch gesteckt. Im Frühjahr wird das Beet mit Möhren komplettiert.
Knollenziest: geschmacksfrei, dafür aber mehrjährig und unkompliziert
In der vergangenen Saison haben einjährige Gemüse den Hauptertrag gebracht. Das wird auch in den nächsten Jahren noch so bleiben. Ziel ist es aber, dass im Laufe der Zeit zusätzlich zu Obst, Wildobst, Nüssen und Kräutern viele mehrjährige Gemüse bei uns Einzug halten. Den Anfang macht der Knollenziest. Ein merkwürdiges kleines Knollengemüse, das optisch wie eine Mischung aus Made und Michelin-Männchen daherkommt. Ab Oktober werden die Rhizome geerntet. Lässt man ein paar Knollen im Boden, treiben die Pflanzen im darauf folgenden Jahr wieder aus. Vielerorts gilt der Knollenziest als Gourmet-Gemüse. Geschmacklich wird er mit Schwarzwurzel, Artischocke, Radieschen und Kohlrabi verglichen und soll irgendwie nussig schmecken. Ich finde allerdings, dass er nach gar nichts schmeckt. Da er aber leicht im Anbau sein soll, nicht geschält werden muss und sowohl roh als auch gebraten, gekocht und gedünstet gegessen werden kann, bekommt er seine Chance bei uns im Garten.
Vor ein paar Wochen habe ich den Knollenziest in einem nahegelegenen Hofladen gekauft. Einen Teil davon haben wir gegessen, den anderen Teil habe ich eingepflanzt. Normalerweise steckt man die Knollen im März oder April etwa zehn Zentimeter tief in den Boden, aber bis dahin hätten sich die Knollen nicht gehalten. Zur Sicherheit werde ich im Frühjahr ein paar zusätzliche Knollen einpflanzen.
Weiteres Knollengemüse: der Knollige Sauerklee und die Knollige Kapuzinerkresse
Außerdem gab es im Hofladen zwei weitere ungewöhnliche Gemüse: den Knolligen Sauerklee und die Knollige Kapuzinerkresse. Beide nicht winterhart, lassen sich aber trocken, kühl und frostfrei über einige Monate hinweg lagern. Geschmacklich sind die Knollen wesentlich interessanter als der Knollenziest – die einen leicht säuerlich, die anderen scharf. Gebraten sind beide sehr lecker, roh hingegen finde ich sie etwas gewöhnungsbedürftig. Im Frühjahr werden sie in den Boden gebracht, genau wie zahllose Samen, Pflänzchen und weitere Sträucher für die Wildobsthecke.
