
Richtung Permakultur: Wie unser Selbstversorgergarten entsteht (5)
Der Frühling legt los. Auf dem inzwischen fast fertig terrassierten Hang hinter unserem Haus tummeln sich Hummeln und Bienen auf Taubnesseln, Traubenhyazinthen und am blühenden Weidenzaun. Giftige schwarze Käfer ziehen über die noch fast leeren Beete, der Mulch gibt zwei Überraschungen preis, und die Wildobsthecke ist um ein paar Pflanzen gewachsen.
Die Beete auf unserem Gemüsehang waren den Winter über mit einer Mulchschicht abgedeckt. Damit sich der Boden vor der ersten Aussaat ein bisschen erwärmen konnte, habe ich den Mulch zur Seite geschoben und bin auf ein paar vergessene Möhren gestoßen. Zwei waren matschig und porös, der Rest war einwandfrei. Und das obwohl wir hier in Schleswig-Holstein diesen Winter mehrfach Temperaturen unter -10 Grad hatten. Die Möhren einfach im Boden zu lassen, ist vielleicht die einfachste Art der Lagerung. Allerdings sind die dann geernteten Möhren außerhalb der Erde nicht mehr lagerfähig und müssen sofort verbraucht werden.

Selbstaussaat von Salaten
Für eine weitere Überraschung sorgten unsere letztjährigen Pflücksalate Till und Amerikanischer Brauner. Einen Teil der geschossenen Salate habe ich auf den Beeten stehen gelassen, in der Hoffnung, sie böten Unterschlupf und Nahrung für Insekten, Vögel und andere Tiere. Außerdem wollte ich Saatgut gewinnen, habe ich aber vergessen. Macht nichts, denn rund um die Stellen, an denen die Salatüberreste bis vor Kurzem noch standen, schießen derzeit neue Salate aus dem Boden.

Hirschhornwegerich und Winterpostelein
Und auch der Hirschhornwegerich treibt verstärkt aus. Sollte er auch, denn die Pflanze ist mehrjährig, genauso wie der Breit- und Spitzwegerich. Nur ein paar Exemplare haben den Winter nicht überstanden. Eine sehr empfehlenswerte Pflanze, die nicht viel mehr braucht als Aussaat und Ernte. Die jungen Blätter werten mit ihrem leicht nussigen Geschmack gemischte Salate auf, und die älteren Blätter sind blanchiert eine ungewöhnliche Gemüsebeilage.

Der Winterpostelein ist in Blüte gegangen. Und da er sich angeblich selber wieder aussäen soll, lasse ich ihn einfach stehen. Ist schön, bedeckt den Boden und gärtnert sich selber.

Giftig, parasitisch und ziemlich groß: Ölkäfer
Die Blätter von Winterpostelein und Hirschhornwegerich stehen bei den großen schwarzen Käfern, die seit Kurzem überall im Garten zu entdecken sind, hoch im Kurs. Genauso wie viele andere frische grüne Blätter. Ölkäfer sind nicht wählerisch, was ihre Nahrung betrifft. So wie es aussieht – aber sicher bin ich nicht – haben wir zwei verschiedene Ölkäferarten im Garten: den Schwarzblauen Ölkäfer, der 2020 das Insekt des Jahres war, und den Violetten Ölkäfer. Sehr beeindruckende Tiere: Sie werden einen bis fünf Zentimeter groß, haben kleine Deckflügel, sind aber flugunfähig, gehören zu den giftigsten Tieren Deutschlands und ihre Larven leben parasitisch.
„Ölkäfer“ werden die Tiere genannt, weil sie aus den Poren an ihren Beingelenken giftige Abwehrstoffe austreten lassen können, die optisch an kleine Öltropfen erinnern. Der Hauptwirkstoff heißt Cantharidin und dient dazu, die Käfer vor Ameisen und Laufkäfern zu schützen. Anderen Tieren wie Vögeln und Igeln kann das Gift nichts anhaben. Es gibt sogar einige Käfer und Wanzen, die gezielt sowohl tote als auch lebende Ölkäfer aufsuchen, sich ihr Gift einverleiben und zu ihrer eigenen Verteidigung nutzen. Auf Menschen hingegen wirkt Cantharidin hochgiftig. Früher wurde es sowohl als Potenzmittel und als Heilmittel als auch für Giftmorde und Hinrichtungen verwendet.
Die Larven der Ölkäfer leben parasitisch. Sie klettern auf Blüten, warten dort auf Wildbienen, klammern sich an diesen fest und lassen sich so in die Wildbienennester mitnehmen. Dort machen sich die Larven über die Bieneneier und die Pollenvorräte her.

Der Weidenzaun als Bienenweide
An den Blüten der Taubnesseln und auf dem langsam abblühenden Weidenzaun sind unzählige Bienen und Hummeln zu beobachten. Ganz so wie geplant, hat es mit dem Weidenzaun, den ich im vergangenen Jahr gesteckt habe, nicht geklappt. Während es im unteren Bereich des Hanges viele Weidenruten über das erste Jahr geschafft haben und nun für viele Insekten begehrte Nahrung liefern, sind die meisten Ruten im oberen Bereich im vergangenen Sommer vertrocknet. Macht aber nichts, denn ein Weidenzaun aus vertrockneten Ruten ist auch ein Weidenzaun.


Neue Pflanzen in der Wildobsthecke
Die Wildobsthecke, die den Gemüsehang umgeben soll, ist in den letzten Wochen weiter gewachsen. Dazu gekommen sind Aroniasträucher („Nero“ und „Viking“), die Kornelkirsche „Golden Glory“, die Haselnuss „Rote Zellernuss“, eine Berberitze, Korallen-Ölweiden und ein weiterer Holunder, diesmal der „Holunder Haschberg“. Die kleine Slideshow zeigt das erste Frühlingsgrün bzw. die ersten Blüten oder Blütenansätze von neun Sträuchern der Hecke. Wer Lust hat, kann ja mal raten, was was ist. Kleiner Tipp: Nicht alle gezeigten Pflanzen sind in diesem Artikel erwähnt. Pflanzen, die im Herbst bei uns eingezogen sind, findet ihr in Folge 4 dieser Serie.