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14 Tage Selbstversorgung und nur ein bisschen Schummelei (1)

Zwei Wochen lang keine Nahrungsmittel kaufen, sondern nur ernten: im eigenen Garten, auf unserem Miet-Acker und vielleicht auf Streuobstwiesen oder in der Natur. Nur ein paar klitzekleine, aber fest definierte Ausnahmen sind erlaubt. Ein Selbstversorgungs-Selbstversuch.

Tomaten nicht zum Frühstück, sondern als Frühstück. Lecker angerichtet mit Zwiebeln und Petersilie. Oder ein Teller voll Bohnen mit Bohnenkraut. In den ersten drei Tagen habe ich einiges ausprobiert und bin an Tag vier bei den Pellkartoffeln gelandet – mit einer überraschenden Zutat, aber dazu später. Seitdem gibt es jeden Morgen eine Portion davon. Normalerweise würde ich Haferflocken essen, aber die fallen momentan flach.

Zwei Wochen will ich nämlich nur das essen, was unser Miet-Acker, unser Garten und vielleicht die Natur zu bieten haben. 14 Tage keine gekauften Nahrungsmittel. Also auch keine Haferflocken, keine Bananen und keine Nüsse. Stattdessen gibt es Gemüse satt, Kräuter reichlich und ein bisschen Obst.

Unser hundert Quadratmeter großer Miet-Acker ist eine reich gefüllte Vorratskammer. Kartoffeln in rauen Mengen, Rote Bete, Möhren, Bohnen, Zwiebeln, Tomaten, Zucchini, Pastinaken, Lauch, Petersilie, Dill, Kürbis, Kohl und Gurken sind erntereif. In unserem eigenen kleinen Reihenhausgarten gibt es aktuell täglich eine Hand voll Himbeeren, eine ansehnliche Menge blaue und grüne Weintrauben und Kräuter aus der Kräuterspirale. Die Auswahl ist also gar nicht so gering.

Kartoffeln, Zucchini und anderes Gemüse auf dem Boden
Das Starterpaket für die zweiwöchige Selbstversorgung

Trotzdem muss ich ein bisschen schummeln, weil sonst der Spaß verloren ginge. Salz, Pfeffer, Olivenöl, Kaffee und Hafermilch für den Kaffee sind erlaubt.

Wozu das Ganze? Aus Spaß! Und um Gewohnheiten zu brechen, Dinge auszuprobieren, Ernährung neu zu überdenken und 14 Tage lang einmal radikal saisonal und regional zu essen. Wir sind es gewohnt, alles zu jeder Zeit haben zu können. Wie fühlt es sich an, nur das zu essen, was man gerade selber ernten kann? Frei oder unfrei? Zugegeben: Der Zeitpunkt für dieses Experiment ist komfortabel gewählt. Auf unserem Miet-Acker ist Haupterntezeit und unser Wein im Garten trägt überreichlich köstliche Trauben.

blaue Weintrauben
Blaue und grüne Trauben wachsen bei uns im Reihenhausgarten.

Mehr als eine Woche ist schon vergangen, seit ich den Versuch gestartet habe. Erstaunlicherweise hat es nicht lange gedauert bis sich neue Routinen eingestellt haben. Kartoffeln zum Frühstück sind inzwischen Standard und buntes Ofengemüse mit Möhren, Kürbis, Zucchini, Rote Bete, Kartoffeln, Rosmarin und Thymian gibt es auch fast täglich. Der Rest variiert.

Wenn die Auswahl der Lebensmittel kleiner ist als im „normalen“ Leben, fängt man an, zu überlegen und zu recherchieren, was vielleicht noch essbar sein könnte. Normalerweise wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass der Dill, der hinfällig braun auf dem Acker steht, noch Essbares zu bieten hätte. Hat er aber! Die Samen. Erstaunlicherweise haben die geschmacklich mit Dill nichts zu tun, sondern eignen sich perfekt als Kümmelersatz. Auf den Morgen-Kartoffeln eine gute Abwechslung.

eine Dolde Dillsamen
Nicht nur hübsch, sondern auch essbar: Dillsamen.

Viel versprochen habe ich mir von den Sonnenblumenkerne. Ein paar abgeblühte Sonnenblumenköpfe liegen bei uns im Garten bereit. Aber auf das Rumgepule hatte ich nach drei Kernchen schon keine Lust mehr. Zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten, den Speiseplan aufzurüschen. Borretsch- und Kapuzinerkresseblüten zum Beispiel sind geschmacklich zwar nicht der Renner, sehen aber klasse aus. Und die grünen Blätter der Kapuzinerkresse sind eine würzige Zutat für gemischte Salate. Auch in Zukunft werde ich sie nutzen, genauso wie getrocknete Brennnesselsamen.

Glücklich, wer Kartoffeln, Kürbisse und Zucchini ernten kann. Sie sind für diese 14 Tage meine Grundnahrungsmittel. Während der Kürbis fast ausschließlich als Ofengemüse endet, kommen die Zucchini in vielen Varianten auf den Tisch: mit dem Spiralschneider in Spaghettiform gedreht, als Zutat für Gemüsepüree, Zucchinisticks, mit Zwiebeln gebraten, natürlich auch als Ofengemüse und mitunter als schneller Snack – Zucchini als die neue Banane.

Kürbis im Beet
Wer Kürbisse, Zucchini und Kartoffeln hat, kann nicht so schnell verhungern.

Eine kleine Hoffnung lag auf der Streuobstwiese bei uns ums Eck. Zwar tragen die Apfelbäume dort in großen Mengen, aber leider sind die Früchte noch hart und zu sauer. Muss ich das Experiment jetzt verlängern? Ich werde berichten. . .

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