Monger – Store & Deli: plastikfrei einkaufen, Kaffee trinken und dabei ein bisschen die Welt retten ?>

Monger – Store & Deli: plastikfrei einkaufen, Kaffee trinken und dabei ein bisschen die Welt retten

Natalie und Daniela wollen viel: einen nachbarschaftlichen Bioladen und ein Deli betreiben, eine plastikfreie Grundversorgung anbieten, nachhaltig leben und dabei Spaß haben. Wo? Im „Monger“ in Hamburg, Hoheluft-West.

Fünf Jahre dauerte es von der vagen Idee bis zur Eröffnung. Nun steht es da, das einstige „Luftschloss“, in Hoheluft-West zwischen Restaurants, kleinen Läden und Wohnungen und verströmt den Duft von frischem Kaffee und mild-würzigem Brotaufstrich. Auf etwa 70 hell-modern und  zugleich zurückgenommen wirkenden Quadratmetern gibt es hier seit knapp drei Monaten Bioprodukte – unverpackt, oder zumindest plastikfrei: Getreide, Linsen und Co. in Abfüllbehältern, Obst und Gemüse, Getränke in Pfandflaschen, Drogerieartikel, die Must-haves für das einfache Leben und Bücher zum Thema – insgesamt etwa 350 Artikel.

Abfüllbehälter für Putzmittel und Bücher
Die Abfüllbehälter an der Wand machen es möglich, genau nach Bedarf zu kaufen. Wer seine Putzmittel lieber selber herstellen möchte, der findet hier auch ein paar Bücher für Selbermacher.

Ladengründung als Achterbahnfahrt

„Das war echt ein Ritt! Die ersten Wochen, besonders aber die Tage vor der Eröffnung, waren wahnsinnig anstrengend. Es gab so viel, was noch zu erledigen war. Es fühlt sich so an, als wären wir gerade aus einer Achterbahn ausgestiegen“, erzählt Natalie Bugs (34). Nun genießt sie an einem der drei Tische im Deli-Bereich des Ladens einen Cappuccino und plaudert über ihre Heimat am Bodensee, Nachhaltigkeit und Stoffwindeln. Neben ihr, auf der mit Kissen bestückten Bank, sitzt Daniela Di Lena (36), ihre Geschäftspartnerin und Freundin seit Kindertagen.

Gegengewicht gegen die Anonymität

Die Idee entstand, als vor einigen Jahren die ersten Unverpackt-Läden in den USA und in Großbritannien eröffneten. Die beiden Frauen verfolgten diese Bewegung begeistert und entwickelten nach und nach ihr eigenes Konzept. Sie wollten kein reines Unverpackt-Angebot, sondern darüber hinaus bio verkaufen und vor allem einen Raum schaffen für den Austausch rund um nachhaltiges Leben. Der Laden als eine Art Gegengewicht gegen den Online-Handel, die großen Ketten und die damit verbundene Anonymität.

Mit Linsen, Quinoa und Cornflakes befüllte Einweggläser
So wird aus Einweg Mehrweg: Kunden und Nachbarn bringen ihre Einweggläser in den Laden, wo sie hygienisch gereinigt wieder in den Umlauf gebracht werden. So können auch Kunden ohne eigene Behältnisse bei Monger müllfrei einkaufen.

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die studierte Kommunikationsdesignerin schon seit vielen Jahren. Danielas Einstieg: „Müll vermeiden, Minimalismus, also einfacher leben. Von den geschätzt 10.000 Dingen, die ein Europäer im Durchschnitt besitzt, habe ich vielleicht noch 5.000. Da ist natürlich noch Luft nach oben, aber schon das habe ich als Befreiung erlebt. Besonders dieses Gefühl, durch die Stadt gehen zu können und nicht mehr kaufen zu müssen, genieße ich sehr.“

Der Demeterhof am Bodensee

Natalie ist über das Essen immer tiefer ins Thema eingetaucht. „Ich bin total gerne auf Biohöfen unterwegs. Die Kreislaufwirtschaft, die vor allem auf Demeter-Höfen praktiziert wird, beeindruckt mich“, erzählt sie und springt dann gedanklich durch die Zeit zurück in die Neunziger Jahre in ihr Heimatdorf am Bodensee, aus dem auch Daniela stammt. „Wir haben damals erlebt, wie nach und nach die ganzen kleinen Läden in der Region dicht gemacht haben und wie stattdessen riesige Supermärkte immer etwas außerhalb errichtet worden sind. Aber es gab eben auch das absolute Gegenstück zu Aldi & Co.: einen Demeterhof, auf dem die Betreiber ihre Felder mit Pferden gepflügt haben. Das war wie ein kleines Utopia.“

Mit dieser Sehnsucht nach Einfachheit und Naturbezug sind Natalie und Daniela vor zehn Jahren nach Hamburg gezogen und haben ihr jetzt Raum gegeben: im Monger. Auf der Website des Ladens ist die Zielgruppe klar definiert: „Monger (englisch: Krämer, Händler) ist ein moderner, nachhaltiger und nachbarschaftlicher Krämerladen & Deli für Ökokrieger, Zero Wasties, Minimalisten, Weltretter und Selbermacher.“

Deo-Herstellung, Stoffwindelberatung und Themenabende

Während normale Supermärkte eine unglaubliche Vielfalt an Marken und Produkten anbieten, kommen Läden wie Monger recht angebotsschlank daher. Aber wer erstmal anfängt, sich im Verzicht zu üben, entdeckt schnell Überraschendes: Viele teure und oft auch ungesunde Produkte, die in den Regalen der Supermärkte auf willige Käufer warten, lassen sich aus wenigen einfachen Zutaten wie Natron und Kernseife selber herstellen: Putzmittel zum Beispiel, oder Badezimmerartikel wie Mundspülungen, Shampoo-Alternativen oder Deos.

Bücher, Seifen, Bürsten
Plastikfreie Badezimmerartikel, Bücher und Trinkflaschen gehören zum Sortiment.

Gemeinsam neue Wege einschlagen

Wie das funktioniert, wollen Daniela und Natalie in ihrem Laden zeigen. Demnächst geht’s los mit Workshops in Sachen Nachhaltigkeit. Die Herstellung von Deos steht ganz oben auf der Ideenliste der Jungunternehmerinnen. Weitere angedachte Veranstaltungen: Einkochen, mit Resten kochen, Upcycling, Stoffwindelberatung, Themenabende rund ums Thema Weltretten, vielleicht auch mal Konzerte: „Wir sind ganz offen für Vorschläge und freuen uns über organisches Wachstum. Wir sind ja ganz bewusst auch ein Nachbarschaftscafé. Wir suchen den Kontakt, weil wir überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit Austausch braucht“, erzählt Natalie. Daniela ergänzt: „Öko sein soll Spaß machen! Wenn man so ganz alleine zu Hause sitzt und über den Zustand der Welt nachdenkt, dann kommt oft Frust auf, der wie eine Blockade wirkt. Gemeinschaft aber hilft, die Motivation hochzuhalten, das Ruder doch noch rumzureißen. Gemeinsam Dinge auszuprobieren und zu überlegen, wie man es besser machen kann, erleben wir als ungemein sinnstiftend und Freude bringend.“

Die Monger-Inhaberinnen am Deli-Tresen
Viele Produkte, die im Laden verkauft werden, wandern auch verarbeitet als Tartes, Quiches oder Salate über den Tresen.

Wenige Schritte von den Tischen entfernt, an denen Natalie und Daniela vom Monger erzählen, locken hell beleuchtet vom Licht der Deli-Theke Suppe und Quiche, hergestellt aus den Zutaten, die es im Laden auch zu kaufen gibt. Außerdem Croissants und Kuchen von der Bio-Konditorei „Willi’s Cakes“. Denn Weltretten geht mit vollem Magen einfach besser von der Hand.

 

Mehr dazu: Monger – Store & Deli

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One thought on “Monger – Store & Deli: plastikfrei einkaufen, Kaffee trinken und dabei ein bisschen die Welt retten

  1. Ich war endlich mal im Monger – ein wundervoller und schöner Laden. Voller Licht, Raum und wunderbaren Dingen. Das nächste Mal werde ich es mir an einem der kleinen Tische gemütlich machen und einen Tee trinken.

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