
Ackern in Appen – Gemüse und Geplauder auf dem Miet-Acker (6)
Unser Miet-Acker auf dem Schäferhof in Appen blieb allein zu Haus. Wir waren nämlich zwei Wochen lang im Urlaub. Was uns nach der Rückkehr erwartete? Eine Riesenzucchini und mickrig-braune Überreste der Kartoffelpflanzen. Außerdem ist die Frage nach den Steckzwiebeln gelöst und wir haben neu ausgesät.
Kann der Acker zwei Wochen ohne uns auskommen? Alleine sein mit Trockenheit, fast 40°C Hitze, Quecke und Kartoffelkäfern? Gleich nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub am zweiten Augustwochenende haben wir es überprüft und festgestellt: Er kann! Einen guten Schwung Rote Bete, Bohnen, Tomaten, Möhren, Kartoffeln und Zucchini haben wir gleich mitgenommen. Das Absammeln der Kartoffelkäfer hat sich in den zwei Wochen unserer Abwesenheit erledigt. Von dem oberirdischen Teil der Kartoffelpflanzen waren nämlich nur noch braune Stängelchen übrig. Schuld daran waren weder die Käfer noch die Trockenheit. „Das ist der normale Gang der Dinge. Irgendwann stirbt das Grün ab, was den Kartoffeln selber aber nicht schadet, sondern nur anzeigt, dass die Knollen erntereif sind. Wichtig ist nur, dass man dann die Stellen markiert, an denen die Kartoffeln liegen. Über kurz oder lang sind nämlich nicht einmal mehr die Stängel übrig. Und dann wird das Wiederfinden der Knollen reine Glückssache“, erklärt Erntezeit-Mitarbeiterin Lena.
Kartoffeln ernten ist wie Schätze bergen
Wenn man die Überbleibsel der Kartoffelpflanze rausrupft, hängen an den Wurzeln oft ein paar Kartöffelchen dran. Das Lockern des Bodens mit der Grabegabel ist übrigens eine zweischneidige Sache: Einerseits erleichtert es die Ernte erheblich, andererseits besteht die Gefahr, einen Teil der Ernte aufzuspießen – was uns natürlich anfangs passiert ist. Inzwischen kennen wir den idealen Abstand zwischen Grabegabel und Erntebereich. Pro Pflanze gibt es etwa acht durchschnittsgroße Kartoffeln und dazu immer ein paar kleine. Wie man solche Mengen lagern kann? Einfach im Boden lassen und nur nach Bedarf ernten. Bis vor dem ersten Frost sind die Kartoffeln dort nämlich bestens aufgehoben.

Die größte Zucchini, die nach unserem Urlaub im Beet lag, war knapp 50 Zentimeter lang und gut drei Kilo schwer – hatte also die Maße eine Neugeborenen. Und das in nur zwei Wochen Entwicklungszeit.

Eine Frage der Reife
Immer wieder habe ich mich gefragt, was eigentlich „reif“ bedeutet. Ob Obst wie Bananen, Kirschen oder Himbeeren reif oder unreif sind, sieht man sofort und bei Tomaten natürlich auch. Aber was ist mit Bohnen, Erbsen, Kohl, Kartoffeln, Möhren, Rote Bete, Kürbis, Zwiebeln oder Pastinaken? Werden die überhaupt reif oder werden die nur groß?
Ulrike Stark von Bingenheimer Saatgut weiß Bescheid: „Das typische Lagergemüse wie Kartoffeln, Kürbis, Kohl und Wurzelgemüse muss reif sein, um über längere Zeit gelagert werden zu können. Kürbis beispielsweise muss seine kräftige Farbe haben, der Stielansatz muss verholzt aussehen und die Schale darf mit dem Fingernagel nicht mehr so leicht einritzbar sein. Essbar sind die aufgezählten Sorten aber auch schon vor dem für die Lagerung perfekten Zeitraum. Die Frage ist nur, ob sich der volle Geschmack dann schon entfaltet hat.“ Anders verhalte es sich mit Nachtschattengewächsen wie Tomaten und Auberginen. Die enthalten im unreifen Zustand das giftige Tomatin bzw. Solanin. Kartoffeln allerdings, die auch zu den Nachtschattengewächsen gehören, können schon sehr jung gegessen werden. Nur grüne Stellen dürfen sie nicht haben, denn die sind ebenfalls solaninhaltig. „So leicht und generell lässt sich die Frage nach Reife und Verzehrfähigkeit also gar nicht beantworten. Das hängt immer sehr von den Arten und Sorten ab“, meint Ulrike Stark.
Wild und wunderschön
Manche Arten aber sind gar nicht zum Verzehr geeignet, sondern wachsen entweder wild oder als Bienenweide in den Beeten. Eine Malve zum Beispiel, die sich wohl aus der Gründüngermischung des letzten Jahres selber ausgesät hat, steht bei uns fast hüfthoch zwischen den restlichen Bohnen und dem neu ausgesäten Asia-Salat.

Ein paar Meter weiter stehen die Reste eines roten Mohns: kleine Kapseln von wunderschönem Design.

Was aus den Steckzwiebeln geworden ist
Eine andere bislang offene Frage hat sich selber beantwortet: die Frage nach den Zwiebeln. Als wir am Anfang der Saison eine Ladung Steckzwiebeln bekommen haben, die wir selber in die Erde bringen sollten, wusste ich nicht, was das eigentlich soll. Würden aus diesen süßkirschenkleinen Zwiebelchen einfach nur große Zwiebeln werden oder machen es die Zwiebeln wie die Kartoffeln? Also eine Kartoffel rein und gut acht Kartoffeln raus? Die Antwort ist leider mengenmäßig ungünstig: Aus einer kleinen Zwiebel wird – wenn es gut läuft – eine große Zwiebel. Wer also Masse ernten möchte, sollte lieber auf Kartoffeln setzen. Andererseits: Was ist ein Kartoffelgericht ohne Zwiebeln?

Genauso oll wie das Zwiebellaub sehen die inzwischen fast verblühten Ringelblumen aus. Eine ganze Beetreihe voller vertrockneter Blüten, in denen aber schon die Hoffnung auf eine neue Generation von Ringelblumen steckt. Wenn man die Blüten abschneidet, die Samen trocknet und in kleine Gläschen füllt, hat man immer ein tolles Mitbringsel.

Neue Aussaaten
Die meisten Bohnen, aber auch Erbsen, Fenchel und einiges mehr sind abgeerntet. Platz für Neuaussaaten, die wir in den letzten Wochen immer mal wieder an den Start gebracht haben. Wenn man zehn Kilometer entfernt wohnt, ist es nicht möglich, das Saatgut feucht zu halten. Es ist noch immer sehr warm, und Regen gibt es kaum. Eigentlich keine guten Aussichten. Trotzdem haben wir die Samen von Mangold, Spinat, Postelein, Winterkresse, Mizuna, Eiszapfen-Radieschen und Rüben im Boden versenkt. Denn: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gilt auch auf dem Acker!
