
Ackern in Appen – Neues vom Miet-Acker (2)
Haupterntezeit auf unserem Miet-Acker auf dem Schäferhof in Appen. Warum unsere Kinder plötzlich Zucchini lieben, was die „Drei Schwestern“ im Beet treiben und wer auf dem Acker gelb-schwarz seine Fallen spinnt, erfahrt ihr hier.
Zucchini gewinnen immer, zumindest was das Erntegewicht betrifft. Kein anderes Gemüse liefert in so kurzer Zeit so viel Masse. Momentan ebbt die Zucchini-Schwemme ein bisschen ab und der Mehltau macht sich langsam auf den Blättern breit. Trotzdem sind noch reichlich Blüten im Werden. Eigentlich müsste man während der Haupterntezeit alle zwei Tage Zucchini holen, aber da unser Miet-Acker gut zehn Kilometer entfernt liegt, klappt das selten. Die Folge: Monster-Zucchini. Roh oder als feines Gemüse taugen diese Früchte nicht mehr. In Suppen und als Ofengemüse hingegen schon.

Brownies und Marmeladen mit Zucchini
Bei der Suche nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten habe ich auf „Cake Invasion“, dem veganen Backblog von „Zero Waste“-Expertin Shia Su, ein klasse Rezept für Zucchini-Brownies gefunden. Klingt sonderbar, ist aber unglaublich lecker. Etwa 50 Prozent der Teiggesamtmasse besteht aus geraspelten Zucchini. Herausschmecken lässt sich das Gemüse nicht, es verleiht den Brownies aber eine saftig-cremige Konsistenz. Unsere Kinder sind ganz verrückt danach.
Auch zu Marmelade lassen sich Zucchini verarbeiten. Anke und Olaf aus dem bunten Hamburger Stadtteil St. Pauli haben das im vergangenen Jahr mit einem Rezept vom Webportal „Chefkoch“ ausprobiert. Auch in diesem Jahr gibt es bei ihnen wieder die Zucchini-Marmeladen-Sommeredition mit Minze und die Winteredition mit Zimt. Um ein bisschen rauszukommen aus der Stadt und Erholung im Grünen zu finden, haben die beiden vor acht Jahren erstmalig bei „Erntezeit“ ein Ackerstückchen gepachtet. Seitdem sind sie dabei und ackern inzwischen mit drei kleinen Kindern zwischen Möhren, Zucchini und Tomaten.
Gurken in rauen Mengen
Ganz besonders begeistert ist Olaf in diesem Jahr über die Salatgurken, die er in dieser Saison zum ersten Mal angebaut hat. Drei Pflanzen, die Früchte liefern, die er so lecker in keinem Supermarkt je bekommen hat. „Unglaublich gut! Wir haben inzwischen deutlich über vierzig Gurken ernten können. Besonders an den heißen Tagen waren sie gekühlt das perfekte Essen im Büro“, erzählt Olaf.

Genau wie Olaf haben auch wir uns in diesem Jahr das erste Mal an Gurken herangetraut. Unsere zwei Pflanzen können mit denen von Olaf aber nicht mithalten. Wir haben gerade erst etwa ein Dutzend Gurken geerntet, weitere sind momentan nicht in Sicht. Olafs Parzelle liegt am Eingang der Ackerfläche, während unser Miet-Gärtchen am hinteren Ende liegt. Selber Acker, selbes Wachstum? Nee! Die hinteren Ackerstückchen liegen im Vergleich zu den vorderen Gärten etwa drei Wochen in der Entwicklungszeit zurück. Vielleicht liegt es daran, dass der hintere Teil ein bisschen erhöht liegt und der vordere Teil daher tendenziell etwas feuchter ist?
Ziemlich fette Brocken: die Wespenspinnen
Ziemlich gleich verteilt auf dem Acker hat eine ganz besondere Spinne ihre Netze aufgespannt: die Wespenspinne. Ursprünglich kommt sie aus Südeuropa, ist aber in den letzten Jahrzehnten in den Norden vorgedrungen. Ihre Netze spinnen die Tiere an sonnigen Stellen in halbhoher Vegetation. Gerade so hoch, dass ihre Lieblingsbeute, die Feldheuschrecke, direkt hineinspringt. Die Mitte ihres Radnetzes versieht die Wespenspinne mit einem kunstvoll gezogenen zickzackförmigen Gespinstband. Es wird angenommen, dass dieses Band der Tarnung dient. Denn wenn die Spinne in ihrem Netz hängt, ist sie von der anderen Seite aus nur schwer zu erkennen. Gefährlich sind die Wespenspinnen nicht, denn ihre Giftklauen sind so kurz, dass sie normalerweise nicht die menschlichen Haut durchdringen können.


Die „Drei Schwestern“ im Beet
Auf unserem Ackerstückchen haben sich zwei Wespenspinnen eingerichtet. Die eine hängt im Zucchini-Mais-Beet und die andere in den Möhren neben den drei Schwestern Kürbis, Mais und Bohnen. Wir probieren diese alte indianische Mischkultur gerade zum ersten Mal aus. Vorteile hat diese Kombination reichlich: Zum einen liefert sie auf relativ kleiner Fläche relativ viel Ertrag, weil sowohl direkt am Boden als auch in der Höhe Ernten produziert werden. Außerdem dienen die Pflanzen einander. Der Kürbis bedeckt mit seinen großen Blättern den Boden und schützt ihn damit vor der Austrocknung. Die Bohnen versorgen den Mais und den Kürbis über ihre Wurzeln mit Stickstoff und verbessern den Boden, und der Mais dient den Bohnen als Klettergerüst. So die Theorie.
Hätte ich vor Saisonbeginn ein wenig besser recherchiert, dann hätte das vielleicht auch hingehauen. Habe ich aber nicht. Und bin so in die Wachstumsgeschwindigkeitsfalle getappt. Die Bohnen waren erheblich wuchsfreudiger als der Mais. Damit war die Idee, dass der Mais als Kletterhilfe dient, hinfällig. Ein paar Bambusstangen haben den Job übernommen. Inzwischen ist der Mais groß und die Bohnen ranken auch an ihm. Von dieser Panne abgesehen, läuft der Versuch gut. Die Hokkaido-Kürbisse leuchten am Boden der Erntezeit entgegen, die Bohnen bringen alle paar Tage eine neue Ernte hervor, und der Mais hat ordentlich Kolben angesetzt.

Die Wuchsrichtung vom Lauch
Ebenfalls gut gewachsen ist der Lauch. Im vergangenen Jahr wusste ich noch nicht, dass Lauch nur nach oben wächst und fand bei der Ernte entsprechend kurze weiße Schäfte vor. In diesem Jahr habe ich angehäufelt und damit deutlich längere Weißanteile produziert. Aber da geht sicher noch mehr. Beim nächsten Mal wird höher gehäufelt.

Die schöne Blauhilde
Ein paar Beete neben dem Lauch wuchert Blauhilde an einem wackeligen Gerüst. Das besondere an diesen Stangenbohnen ist ihre Farbe. Dunkelviolett hängen sie bei Erntereife an den Pflanzen, werden beim Kochen aber grün. Ein Hingucker sind auch ihre wunderschönen Blüten. Überhaupt: Der Acker ist nicht nur Nahrungsmittellieferant. Er ist auch eine wunderbare Augenweide mit schönsten Blüten, tollen Formen und leuchtenden Farben.