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Im Garten von. . . Eleanor Bick

Eine überwucherte Gartenbank, verfallende Gebäude, Wildwuchs, Obstbäume und ein bisschen Gemüse. Die Natur bricht sich Bahn im Garten von Eleanor Bick. Ein wunderbarer Platz, an dem die Hamburger Zeichnerin und Autorin Inspiration für ihre Arbeit findet. Vor einem knappen Jahr ist ihr erstes Buch „Die geheime Welt der Gartendrachen“ erschienen.

Zur Straße hin sieht der alte Bauernhof, auf dem Eleanor Bick lebt, harmlos aus: ein paar Sträucher, eine gestriegelte Rasenfläche und eine große Magnolie erwecken den Anschein eines Durchschnittsgartens. Aber der Schein trügt. Wer dem Weg an der linken Seite des Hauses folgt, gelangt zuerst in eine Art Gemeinschaftsgarten. Von dort aus führen verschlungene Wege in die Wildnis, in der auch der Garten von Eleanor Bick liegt.

Früher wurde das Gelände als Hof bewirtschaftet. Heute vermieten die Eigentümer sowohl einen Teil des Hauses als auch das umgebaute Nebengebäude. Jeder Mieter hat auf dem Grundstück einen kleinen Privatgarten. Zwischen diesen Gärten finden sich auseinander fallende Ställe, Unterstände, verwucherte Wege, Gebüsch, Rumpelecken, Brombeeren, Apfel- und Pflaumenbäume sowie zwei Walnussbäume. Unter einem dieser Bäume haben die 22-Jährige und ihre Mutter einen mit Staketen umzäunten Gartenanteil in etwa doppelter Wohnzimmergröße.

cremefarbene Rosen
An der Pforte zu Eleanor Bicks kleinem Privatgarten ranken Rosen.

Als Eleanor Bick vor acht Jahren auf den Hof zog, erschuf sie mit ihrer Mutter eine kleine Oase. Es gab eine Rasenfläche und Brombeeren, Rittersporn, Vergissmeinnicht, Melisse, Thymian, Minze, Petunien und Hortensien. Ein Blütenmeer – bis erst die Schnecken und dann die Wühlmäuse über den Garten herfielen. Weil sowohl Mutter als auch Tochter die Zeit fehlte, den Schaden zu beheben, entschlossen sie sich, der Wildnis Raum zu geben und zu sehen, was von selber wächst.

Garten mit Liege
Nicht sehr groß, aber dennoch ein ideales Plätzchen zum Ausruhen, Ideen finden und Wildnis atmen.

Inzwischen haben verschiedenste Gräser, Hortensien und Winden die Vorherrschaft übernommen. Außer im Frühling: Da blüht der Garten löwenzahngelb und vergissmeinnichtblau. Ein anderer Lieblingsplatz der Autorin ist der ehemalige Gemüsegarten ihrer Nachbarin. Auch hier breitet sich der Wildwuchs aus. Eine Rhabarberpflanze hält Stand, ein paar ihrer Blätter sind in der hohen Wiese noch zu erkennen. Daneben die Überreste einer im Dickicht fast verschwundenen Gartenbank, auf der die Latten eines alten Hochbeetes ruhen. Ein paar Schritte weiter liegt eine beige-braune, ovale Hülle, die auf den ersten Blick an ein Drachenei denken lässt, aber in Wirklichkeit der Überrest eines Kürbisses ist. „Ich finde es ganz faszinierend auf dem Grundstück zu sehen, wie die Natur sich die Dinge zurückholt und sich wieder ausbreitet“, schwärmt Eleanor Bick.

überwucherte Gartenbank
Kaum zu glauben, wie schnell die Natur Gras über die Dinge wachsen lässt. Noch vor etwa drei Jahren saß Eleanor Bick auf der Bank, deren Umrisse sich heute nur noch erahnen lassen.
Kuerbisschale
Ein Drachenei oder doch nur die Schale eines liegengebliebenen Kürbisses?

In der Natur zu sitzen und Marienkäfer, Bienen und anderes Kleingetier zu beobachten, Blüten und ganze Pflanzen zu studieren und zu zeichnen, ist für Eleanor Bick ein Vergnügen. Das Zeichnen liegt bei ihr in der Familie. Ihr Großvater war Grafiker und ihre Mutter ist die freischaffende Malerin Bettina Bick. Schon als kleines Kind zog es Eleanor in die Natur, wo sie immer gleich nachsehen musste, was da im Gebüsch raschelte. Mit ihrer Mutter erkundete sie die Vogelwelt und saß stundenlang mit einem Fernglas bei ihrem Vater im Garten und beobachtete die Vögel. Noch heute steht ein Fernglas an ihrem Fenster. Aber auch die Wildkräuter, die Blumen und die Bienen weckten ihr Interesse. Und so landete sie schließlich bei den Gartendrachen.

Diese winzig kleinen Tierchen hat Eleanor Bick erstmals in einem Dänemark-Urlaub entdeckt, als sie in den Dünen eine Rotkleeblüte genauer unter die Lupe nahm. Wo andere Menschen nichts als ein paar Blütenblätter gesehen hätten, erkannte Bick einen kleinen Drachen und betrat so eine neue Welt. Wieder zu Hause entdeckte sie zu ihrer Freude noch weitere Gartendrachen wie den Kapuzinerkresse-, den Borretsch- und den Sonnenblumendrache.

Mit der Ausarbeitung dieser geheimnisvollen Wesen bestritt die Künstlerin ihren Abschluss an der Hamburger Alsterdamm-Grafikdesignschule. Im März 2016 verließ sie als jüngste und beste ihres Jahrgangs die Einrichtung und stellte ihre Drachenwelt bald darauf dem Hamburger KJM Buchverlag vor. „Die geheime Welt der Gartendrachen“ erschien im September 2017. Eine Mini-Buchsammlung, Samenbomben und ein Gartendrachen-Kalender für 2019 folgten.

Eleanor Bicks Buch "Die geheime Welt der Gartendrachen"

Momentan arbeitet die Künstlerin an einer Weiterführung ihrer Drachenwelt. „Die geheime Welt der Gartendrachen“ stellt die Drachen und ihre Lebensweise vor und motiviert die jungen Leser zur einer bienenfreundlichen Gartengestaltung. Es ist eine Art Fantasy-Sachbuch, mit Umwelt- und Naturschutz-Intention. Nun schickt Eleanor Bick ihre Drachen in richtige Abenteuer und erzählt ganze Geschichten rund um diese geheimnisvollen Wesen. Inspiration dafür findet sie auf dem riesigen Grundstück genug, denn die vielen versteckten kleinen Orte, der imkernde Nachbar, die Zwerghühner und Pflanzen wie Beerensträucher, Borretsch, Kapuzinerkresse, Mais, Bohnen und Sonnenblumen bieten unzählige Möglichkeiten.

heruntergekommene Ställe
Die Ställe, eine Schraubzwinge und alte Bretter zeugen von einer Zeit, in der hier bäuerliches Leben stattfand.

Neben dem Sitzplatz im gemeinsamen Garten stehen ein paar Apfelbäume. „Die haben ihren ganz eigenen Charakter“, erzählt Eleanor Bick. „Als wir einmal in größerer Runde hier im Garten zusammen saßen, hatten wir einen Gast, der sich total überheblich über das Grundstück und den wilden Bewuchs geäußert hat. Und genau im richtigen Moment ist diesem Mann ein Apfel auf den Kopf gefallen“, erinnert sie sich mit sichtlichem Vergnügen. Ob das ein Zufall war? Oder hat der Baum Charakter bewiesen? Nach einem Streifzug durch den Garten ist man sich da nicht mehr so sicher.

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