14 Tage Selbstversorgung und nur ein bisschen Schummelei (2) ?>

14 Tage Selbstversorgung und nur ein bisschen Schummelei (2)

Die Regeln waren simpel: Zwei Wochen lang keine gekauften Lebensmittel, sondern nur selbst geerntete von unserem Miet-Acker, aus dem Garten und aus der Natur. Selbstversorgung im Selbstversuch, allerdings in der Light-Variante. Nun ist das Experiment beendet und ich bin um drei Erkenntnisse reicher.

Ich habe es ausprobiert: Ein Leben ohne Haferflocken ist möglich! Zwei Wochen lang habe ich in einem Selbstversorgungs-Selbstversuch nur von dem gelebt, was unser 100-Quadratmeter-Miet-Acker und unser Reihenhausgarten zu bieten haben. „Klar geht das“, kommentierte ein Leser auf facebook. Schließlich könne man ja auch problemlos mal 14 Tage lang fasten. Stimmt natürlich, aber darum ging es gar nicht. Sicher war dieses Experiment keine ernstzunehmende Angelegenheit, sondern einfach nur ein Spaß. Eine gemüselastige Herausforderung und zugleich eine Möglichkeit, ausgetretene Pfade mal zu verlassen. Wie das Experiment begann, lest ihr hier.

Erntekorb mit Weintrauben, Tomaten und Salaten
Das typisch deutsche Abendessen mit Brot, Käse und Wurst kann einpacken, wenn Baumspinat, wilde Rauke, Kapuzinerkresseblätter, Wein, Himbeeren und Tomaten auf dem Tisch stehen. Oder etwa nicht?

Jetzt sind die zwei Wochen vorbei, und es hat fast so geklappt, wie ich es geplant hatte. Nur zwei Gläser Weißwein und ein klitzeminikleines Radler sind dazwischen gekommen. Aber heee!!!

Für eine dauerhafte Selbstversorgung reichen ein kleiner Miet-Acker und ein Minigarten natürlich nicht aus. Trotzdem war die Auswahl an Lebensmitteln für die zwei Versuchswochen üppig. Es gab Bohnen, Kartoffeln, Kürbis, Zucchini, Möhren, Pastinaken, Spitzkohl, Lauch, Rote Bete, wilde Rauke, diverse Kräuter, Weintrauben, Him- und Brombeeren und vieles mehr. Eigentlich bin ich ein Purist in Sachen Essen. Mit einer Handvoll Weintrauben oder ein paar Möhren bin ich schon zufrieden. Aber auf Dauer sind natürlich auch Kombinationen gefragt. Besonders weit vorne lagen in den zwei Wochen Kartoffel-Zucchini-Püree auf Rote-Bete-Spaghetti, Tomaten-Rauke-Salat mit Petersilie und blanchierter Spitzkohl mit Kürbissauce. Sehr viel größer wäre die Palette gewesen, wenn ich in der Natur mehr hätte ernten können. Leider waren die Äpfel auf den Streuobstwiesen in der näheren Umgebung noch nicht reif. Und was Wildkräuter und Wildobst betrifft, kenne ich mich – genauso wie die meisten anderen – nicht besonders gut aus. Wer weiß denn heute noch, was unter welchen Bedingungen essbar und dazu noch schmackhaft ist?

Unsere Läden sind voll mit weit gereisten Früchten wie Kaktusfeige, Drachenfrucht oder Ananas-Guave. Aber wer hat schon mal Brennnesselsamen, die Samen vom Springkraut und vom Dill gegessen? Wer schneidet Löwenzahn in seinen Salat oder Giersch? Wer geht Sanddorn, Felsenbirne oder Schlehe ernten? Es gibt so viele Möglichkeiten, die einfach in Vergessenheit geraten sind.

Zweig eines Schlehdorns mit vielen Früchten dran
Mist! Noch nicht erntereif. Die Früchte des Schlehdorns sind erst nach den ersten Frösten genießbar.

Drei Dinge nehme ich aus dem Selbstversorgungs-Selbstversuch mit. Zum ersten: Meine Wertschätzung von Kartoffeln, Kürbis, Weintrauben und allem anderen, was ich geerntet und gegessen haben, ist jetzt eine andere. Ich habe Schätze gehoben! Zum zweiten: Mein Blick hat sich geweitet. Feldränder, Waldwege und Wiesen sind viel mehr als schöne Kulisse. Sie sind eine sich ständig verändernde Vorratskammer. Und drittens: Pellkartoffeln mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und eventuell Dillsamen obendrauf sind ein klasse Frühstück. Harte Konkurrenz für die Haferflocken!

Pellkartoffeln auf einem Teller angerichtet mit Olivenöl, Salz, Pfeffer und Dillsamen

3 thoughts on “14 Tage Selbstversorgung und nur ein bisschen Schummelei (2)

  1. Guter Selbstversuch. Freut mich, dass sich dein Bewusstsein für deine Pflanzen und dein Blick auf die Wildkräuter verändert hat. Und ja, ich habe sowohl Brennnessel Samen schon als auch Giersch, etc. gegessen. Es gibt bei der Ernte und Zubereitung Diverses zu beachten. Um dieses Wissen der Wildkräuter wieder zu verbreiten gibt es uns Kräuterführer.

  2. Respekt! Und Glückwunsch zum geglückten Selbstversorger-Experiment. Mich beeindruckt am meisten, wie sich dein Blick auf „die Natur“ gewandelt hat, von bloßer pittoresker Kulisse hin zu potentieller Nahrungsquelle. Ein sehr interessanter Beitrag.

    1. Vielen Dank! Ja, die Natur hat eine ganze Menge zu bieten. Man muss sich nur ein bisschen damit beschäftigen und schon macht man tolle Entdeckungen.

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