Im Garten von. . . Madei und Frank Petersen
Gut versteckt hinter hohen Hecken liegt im Hamburger Westen das alte Bauernhaus von Madei und Frank Petersen. Gleich zwei Highlights gibt es hier zu entdecken: Zum einen den klassischen Bauerngarten an der Ostseite des Hauses mit Kohl und Kunst und Quitten. Und zum anderen die alte Welt der Bauern. Etliche historische landwirtschaftliche Geräte stehen quer über das Grundstück verteilt und flüstern von vergangenen Zeiten.
Der alte Retrievermischling Benno zottelt gemächlich durch den Garten und legt sich für eine kleine Pause auf den Rasen. Von hier aus hat er einen guten Überblick über den hinteren Teil des Gartens mit den rosenüberwachsenen alten Obstbäumen, einem Gemüse-und-Blumen-Beet und den fünf mächtigen Linden, die als Wind- und Wetterschutz die Westseite des alten Bauernhauses von Madei und Frank Petersen schützen.
Unter Denkmalschutz gestellt
Vor achtzehn Jahren erfüllte sich das Ehepaar einen Traum, als es das Grundstück im Westen von Hamburg übernahmen. Das Haus – ein niederdeutsches Fachhallenhaus – ist zwischen 150 und 200 Jahre alt. So genau lässt sich das nicht mehr herausfinden. Damals war es das Zentrum eines riesigen Hofes mit vielen Feldern drumherum. Heute ist das Grundstück mit 3000 Quadratmetern deutlich kleiner, aber immer noch groß genug für zwei weitere Häuser. In ihnen wohnen zwei der insgesamt vier Kinder mit inzwischen eigenen Familien.
Als die Petersens das Haus im Jahr 2000 kauften, ließen sie es sofort unter Denkmalschutz stellen, um den Fortbestand für alle Zukunft zu sichern. Der Garten sah damals ähnlich aus wie heute, nur der Bauerngarten an der Ostseite des Hauses ist neu dazu gekommen.
Kartoffeln und Ü-Eier ernten
Schon damals hatte die Familie ein Wochenendhaus in Dithmarschen, wo Madei Petersen reichlich Gemüse anbaute, die Ernte reichte für ein gutes Stück Selbstversorgung der ganzen Familie. „Da haben wir manchmal direkt vor dem Mittagessen erst die Kartoffeln ausgegraben und die Bohnen geerntet“, erinnert sie sich. Um den Kindern die machmal mühselige Kartoffelbuddelei ein wenig schmackhafter zu machen, versenkte Frank Petersen nicht nur die Pflanzkartoffeln im Boden, sondern auch die kleinen, gelben Kapseln von Überraschungseiern. Darin befanden sich 10-Pfennig-Stücke und andere Kleinigkeiten.
Von John Seymour inspiriert
Was beim Gemüseanbau zu beachten ist, lernte Madei Petersen zum großen Teil von Selbstversorgungs-Pionier John Seymour. Sein Buch „Selbstversorgung aus dem Garten“ wälzte sie vor und zurück. Als die Kinder größer wurden und keine Lust mehr hatten, jedes Wochenende auf dem platten Land in Dithmarschen zu verbringen, legte die begeisterte Gärtnerin einen Bauerngarten an der Ostseite des Hauses an: vier quadratische Beete, unterteilt durch ein Wegkreuz, mit einem Rondell in der Mitte.
Vom hinteren Teil des Grundstücks ist der Bauerngarten durch einen Staketenzaun abgetrennt. Ein Grund dafür ist Benno. Der ist zwar schon ein Hunde-Senior, aber wenn sein Erzfeind draußen am Garten vorbeiläuft, dann vergisst er das. Nur der Zaun hält ihn davon ab, wie ein Wilder durchs Gemüse zu toben, um sein Revier zu verteidigen.
Der Garten als Herzensangelegenheit
Salate, Kohl, Bohnen, Wilde Rauke, Kohlrabi und etliche weitere Gemüsesorten wachsen in den vier Beeten. Vor drei Jahren hat Madei Petersen das Mulchen für sich entdeckt. „Der für die Gegend so typische Sandboden hat sich seitdem deutlich verbessert, die Bodenfeuchte bleibt länger erhalten, und das Unkraut wird unterdrückt“, erzählt sie. Manchmal aber dringt doch ein ungebetenes Pflänzchen durch die Bodenbedeckung. Beteiligt daran sind häufig Eichhörnchen, die ihre Schätze in den Beeten vergraben und vergessen. Im Frühjahr stoßen dann junge Kastanien und Eichen ins Gemüse. Sie einfach rauszurupfen bringt Madei Petersen nicht übers Herz. Deshalb bleiben die Bäumchen solange es geht an ihrem Platz. Und dann findet sich in dem großen Garten schon eine andere Lösung.
„Der Garten bedeutet für mich Entspannung. Es beglückt mich, in der Erde zu wühlen, die Pflanzen zu riechen und anzufassen, barfuß über den Rasen zu laufen und den Jahresrhythmus zu erleben“, erzählt sie. Gewässert wird ihr Gemüseglück auf ganz altmodische Art, per Bollerwagen mit einem aufgeschraubten Metalltank.
Historische Geräte im Garten
Auch die Remise am Eingang des Grundstückes hat Frank Petersen gebaut. In ihr stehen uralte Schätze: ein Erntewagen, eine Windfege, eine Aussaatmaschine, diverse Deichseln und eine Maschine zum Zerkleinern von Futterrüben. Alles weit über hundert Jahre alt.
Besuche im Freilichtmuseum in Molfsee bei Kiel und im Kiekebergmuseum südlich von Hamburg, in denen das bäuerliche Leben in alten Zeiten gezeigt wird, haben Frank Petersen auf die Idee gebracht, alte landwirtschaftliche Geräte und Maschinen zu sammeln und im Garten aufzustellen. Seine Frau fand die Idee zunächst befremdlich, erkannte dann aber den Reiz der Sache. Seitdem besorgen die beiden hauptsächlich über ebay altbäuerliche Schätze und bekommen manchmal auch welche geschenkt.
Für Kindergärten und Grundschulen in der Umgebung bietet Madei Petersen museumspädagogische Führungen über das Grundstück an und erzählt dabei über die Landarbeit und das Leben von früher. Zum Ende der Tour werden die kleinen Zeitreisenden per Schokokusswurfmaschine zurück in die Gegenwart katapultiert. Wer mit einem Ball die Zielscheibe der Maschine trifft, dem fliegt ein klebrig-süßes Küsschen entgegen.
Noch mehr Bilder aus dem Garten von Madei und Frank Petersen seht ihr in einer Slideshow:
Einen weiteren besonderen Garten seht ihr hier: Im Garten von . . . Rollo Zwirner.
4 thoughts on “Im Garten von. . . Madei und Frank Petersen”
Du Liebe,
das Haus (auf dem ersten Bild) ist ein Traum, was mich aber echt fasziniert, ist dieser laaaange Schornstein ;). Ein toller Garten, man spürt wie viel Herzblut da drin stecken mag.
Lieben Gruß
Bianca
Liebe Bibi,
das finde ich auch! Die Lust am Gestalten und das Händchen dafür sind nicht zu übersehen.
Liebe Grüße sendet
Katka
…. der Trick mit den Ü-Eiern ist genial! Werde ich auch mal ausprobieren…
Die Idee gefällt mir auch sehr gut. Eigentlich ist sogar noch genug Zeit, ein paar Ü-Eier bei uns auf dem Acker einzugraben.