
Im Garten von . . . Rollo Zwirner
Als Gartenarchitekt folgt Rollo Zwirner den Wünschen seiner Kunden und gestaltet daher oft auch trendige Gärten: minimalistisch, akkurat, mit großen Platten und Kiesbeeten. Sein eigener Garten aber sieht ganz anders aus. Hier wird gegurrt und gegackert und querfeldein gewachsen. Ein altes Mofa steht neben ein paar Pötten mit Chilipflanzen. Salbei, Wegerich und etliche andere Kräuter gedeihen in Töpfen. Und dann gibt es noch eine Draußenküche, die eigentlich eine Werkstatt ist – oder umgekehrt.
Vor 28 Jahren, als Rollo Zwirner und seine Frau das Grundstück im Hamburger Westen übernommen haben, war es ein trostloses Fleckchen Erde. Neben dem Haus und dem alten Stall gab es nur Rasen und einen kleinen Teich. Heute bietet der etwa 700 Quadratmeter große Garten liebevoll gestaltete Holzhäuschen, Sitzplätze, Taubenschläge, Bauerngartenbeete und unzählige kreative und nostalgische Details in allen Ecken und Enden.

Eine Sache war Zwirner von Anfang an klar: Der Garten sollte nicht so gestriegelt sein, sondern lieber voller Leben und gerne auch ein wenig chaotisch. Sechs Kinder, die heute zwischen 14 und 28 Jahre alt sind, haben in diesem Garten gespielt, ihre Abenteuer erlebt, Eier eingesammelt und machmal auch geschlafen.

„Mein Garten ist sowas wie das Gegenstück zu meiner Arbeit als Gartenarchitekt. Dieser Garten und die Gärten meiner Kunden unterscheiden sich ungefähr so, wie der Jugendstil vom Bauhaus. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, aber jede von ihnen hat ihre Berechtigung“, meint Zwirner.
Zu seiner Welt gehört auch die ursprünglich als Terrasse und Sitzplatz geplante offene Werkstatt, die an der Ostseite des alten Stalls steht. Hier werkelt, friemelt und repariert Zwirner und bewahrt Gerätschaften und Andenken auf. Außerdem kocht er hier auch, denn die Werkstatt ist gleichzeitig eine rustikale Draußenküche.


Manchmal findet in dieser Werkstatt-Lagerküche auch ein Federvieh sein Ende. Davon gibt es in Zwirners Garten eine ganze Menge. Gut zwanzig weiße Tauben, sogenannte Hubbell, fünf Hühner (Orpinton und Australorp), ein Hahn und sechs Wachteln gurren, gackern und krähen bei ihm herum. „Tauben schmecken eigentlich am besten, wenn sie gerade flügge sind. Aber ich finde das nicht fair. Die sollen auch noch ein bisschen fliegen dürfen“, meint er. Gegessen hat er bislang noch keine seiner Tauben, wohl aber geschlachtet und eingefroren. Die Eier der Tauben wären eigentlich auch essbar, doch Zwirner lässt die Tauben lieber brüten. Die Eier der Wachteln hingegen sammelt er regelmäßig ein. Etwa sechs Stück am Tag liefern die Tiere.

In Zwirners Garten sorgen nicht nur die Tiere für ein kleines Stückchen Selbstversorgung. Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschpflaumen und Heidelbeeren haben genauso ihren Platz wie Gemüse und Kräuter. Allerdings ist der Boden sehr sandig. Der Gemüseanbau gelingt kaum. Selbst jahreslange Einarbeiten von Kompost in den Boden hat nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Nur Minze, Topinambur und Meerrettich funktionieren gut.
Deshalb will Rollo Zwirner in seinen Bauerngartenbeeten Stauden pflanzen, die mit den Bodenverhältnissen besser zurecht kommen. Rudbeckien, Funkien und Blaukissen stehen auf seiner Wunschliste. Das Gemüse wie Sellerie und Co. ist hinters Haus gewandert. Da ist der Boden geeigneter, meint Zwirner, denn der Rasen sei gut gewachsen. „Und wo Rasen wächst, da wächst auch anderes“. Kräuter von Ampfer bis Zitronenmelisse gedeihen in zahllosen Töpfen, die in rückenfreundlicher Höhe auf Bänken und Tischen zwischen dem Haus und dem Stall stehen.



Der große Walnussbaum, der neben dem roten Taubenhäuschen steht, liefert reichlich Nüsse. Aber Zwirner lässt nicht alle Nüsse ausreifen. An Johanni erntet er einen Teil und stellt damit nach einem alten russischen Rezept ein pechschwarzes Mittel gegen Grippe und anderes Ungemach her.

Und wenn er mal nicht füttert, pflegt, pflanzt oder werkelt, dann sitzt er gerne mit einem Tee auf seiner segeltuchüberdachten Terrasse. An diesem lauschigen Plätzchen zwischen dem alten Stall und dem ehemaligen Clubhäuschen seiner Kinder kann er sein Gartenglück in vollen Zügen genießen.

Noch mehr Bilder aus Rollo Zwirners Garten gibt es hier.
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2 thoughts on “Im Garten von . . . Rollo Zwirner”
Ein ungewöhnlicher Mensch in einem wunderbaren Garten – Danke für diesen inspirierenden Beitrag und die schönen Fotos.
Gerne! Ich war auch sehr beeindruckt – sowohl vom Garten als auch vom Gärtner.