Vogelmiere: leckeres und gesundes Wildkraut
Man kann die Vogelmiere als Unkraut betrachten und sich über sie ärgern. Genauso gut kann man sie als Wildkraut sehen und sich an ihr erfreuen. Denn die Vogelmiere ist leckere Salatzutat, Heilkraut, begehrtes Vogelfutter und ein pflanzlicher Wetterfrosch zugleich.
Bei uns im Garten wächst die Vogelmiere seit dem vergangenen Spätsommer in der Kräuterspirale. Dort hat sie sich zwischen Zimbelkraut und Blutampfer selber angesiedelt. Inzwischen überwuchert sie in ansehnlichem Tempo den Schnittlauch, der gerade neu austreiben will. Ob der das auf Dauer mit sich machen lässt, werden die nächsten Tage zeigen. Vielleicht kämpft er sich durch die das Wildkraut hindurch, vielleicht muss ich ihm zu Hilfe kommen und Vogelmiere-Pesto machen.
Schmeckt wie junger Mais und ist eine wunderbare Einstiegsdroge
Wer hin und wieder Salate kauft, dem ist dieses zarte Kraut bestimmt schon begegnet. Seine Zweige mogeln sich nämlich gerne ins frische Grün rein. Ich habe sie schon in Kopf- und Asiasalaten, in Rucola und in Spinat gefunden – und bislang immer aussortiert. Nun aber habe ich sie mal probiert, und es stimmt: Sie erinnert geschmacklich, genau wie es überall nachzulesen ist, an jungen Mais und ein bisschen an Erbsen, schmeckt also vergleichsweise mild. „Für Menschen, die noch nicht an den etwas wilderen Geschmack von ‚Unkräutern‘ gewöhnt sind, ist die Vogelmiere eine ganz wunderbare ‚Einstiegsdroge'“, meint Kräuterfrau Daniela Wolff. Sie ist begeistert von diesem Kraut, das nicht nur lecker ist, sondern auch sehr gesund: „Vogelmiere ist ein wahres Vitalitätswunder. Sie wirkt allgemein kräftigend, enthält viel Eisen, Kalium und Vitamin C, ist stoffwechselanregend und hilft äußerlich als Breiauflage bei Hauterkrankungen wie der Schuppenflechte.“
Vorsicht: Verwechslungsgefahr!
Und wie kann man die Vogelmiere erkennen? „Da muss man ein bisschen üben“, warnt Daniela Wolff. „Es gibt nämlich einige Pflanzen, die der Vogelmiere auf den ersten Blick recht ähnlich sehen wie Sandkraut oder Hornkraut. Auch die giftige Garten-Wolfsmilch ist der Vogelmiere anfangs nicht ganz unähnlich. Leider wächst sie oft an genau den Stellen, an denen sich auch Vogelmiere gerne ansiedelt. Allerdings hat die Vogelmiere ein ganz besonders Erkennungszeichen: einen Irokesenschnitt! Eine Haarreihe am Stängel, die man aber nur erkennen kann, wenn man ganz genau hinschaut.“ ***1
Roh essen oder kochen
Essen kann man die Vogelmiere sowohl roh als Salat, im Smoothie oder als Pesto, als auch gekocht wie Spinat oder als Suppenzutat. Der Name sagt es schon: Auch Vögel lieben dieses Kraut. Im Englischen wird die Vogelmiere als Chickweed bezeichnet, im Deutschen heißt sie u.a. Hühnerabbiss, Hühnerdarm, Vogel-Sternmiere und Kanarienvogelmiere. Unserer Erfahrung nach könnte sie auch Gimpelmiere heißen. Denn vor fast fünf Jahren hatten wir ein Gimpel-Baby in Pflege, das nach Vogelmiere völlig verrückt war.
Die Vogelmiere als Wetterfrosch
Im Garten ist das vermeintliche Unkraut recht häufig zu finden, weil es frisch bearbeitete Böden mag. Genauso wie den Sonnenschein, obwohl es auch in eher schattigen Bereichen zu finden ist. Wer den Wetterbericht verpasst hat, der kann das wilde Kraut befragen. Die kleinen weißen Blüten öffnen sich nämlich nur dann, wenn in den folgenden Stunden kein Regen zu erwarten ist. Für manch einen konventionellen Rasenkanten-Gärtner ist die Vogelmiere trotz all ihrer Vorzüge ein Graus. Sie ist nicht nur sehr vermehrungsfreudig, sondern wächst sich auch in rasantem Tempo zu ganzen Teppichen aus, wenn man sie gewähren lässt. Zudem ist sie so hart im Nehmen, dass sie sogar unter der Schneedecke weiterwächst.
Unkruut up’n Balkon
Für Menschen, die Vogelmiere ernten möchten, sie aber trotzdem im Garten nicht wild wachsen lassen wollen, hat Daniela Wolff einen Tipp: „Ich kenne einige Leute, die ihre Vogelmiere im Balkonkasten züchten. Das geht wunderbar. Meine liebe ostfriesische Oma hätte uns wohl den Vogel gezeigt: ‚Unkruut up’n Balkon! To’n eeten?! Verrückt!‘.“
***1 Achtung! Ernte niemals ein Wildkraut, wenn du dir nicht absolut sicher bist, um welches Kraut es sich handelt, denn es gibt eine ganze Menge hochgiftiger Kräuter.
Ein „Menschen mit Grünstich“-Porträt über Daniela Wolff findet ihr hier: Daniela Wolff: die „Beifußfrau“ und ihre Kräuter
Wer die ganze Geschichte über unser Vogelkind lesen möchte, folgt diesem Link: Plötzlich Gimpeleltern: Als Jungvogel Artie bei uns landete
Auf der Suche nach einem tollen Rezept? Bitte hier entlang: Bärlauch-Vogelmiere-Pesto
One thought on “Vogelmiere: leckeres und gesundes Wildkraut”
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Wildkräuter sind wirklich sehr geschmackvoll. Die Vielfalt ist vor allem unglaublich.
Beste Grüße,
Manuela