Emil Nolde: Der Garten des Malers
Irgendwo im Nirgendwo an der dänischen Grenze liegt Seebüll. Eine kleine blühende Oase, die der expressionistische Maler Emil Nolde hat anlegen lassen. Die Nolde Stiftung Seebüll betreut sowohl das Museum im Wohn- und Atelierhaus des Malers als auch den prächtigen Garten.
In der nordfriesischen Marsch, nur einen Kilometer von der dänischen Grenze entfernt, erstreckt sich Grasland. Nur Grasland? Nein! Ein von unbeugsamen Gärtnern gepflegter Garten hört nicht auf, dem Seewind Widerstand zu leisten.
Dieser Garten gehört zu Seebüll, dem Zuhause des großen Expressionisten Emil Nolde. „Das ist unser Platz!“, rief seine Frau Ada aus, als die beiden 1926 auf der Suche nach einem neuen Grundstück auf der damals noch unbebauten Warft standen. Nolde kaufte die Warft und ließ dort ein Wohn- und Atelierhaus im Bauhausstil errichten und zusätzlich einen prachtvollen Garten anlegen.
Dem Seewind zum Trotz
Ein gewagtes Unterfangen, denn sowohl der Seewind als auch die Bodenqualität stellten eine gewaltige Herausforderung dar. Rund um die Warft wurden nach Noldes Vorgaben Gehölze wie Pappeln, Weißdorn, Weiden und Eschen gepflanzt und Reetzäune aufgestellt. Als zusätzlicher Windschutz folgten 150 Mirabellenbäume, sowie Quitten-, Birnen- und Apfelbäume, unter anderem die seltene Sorte „Agathe von Klanxbüll“ und die nur hier zu findende „Renette von Seebüll“. Den vorhandenen Kleisoden, also den entwässerten Schlick, mischte er mit Torf und Sand, um den Boden bepflanzbar zu machen.
Blumen über Blumen – ein knallig-buntes Blütenmeer
Das Herz des Gartens stellt das Blumenareal dar, das Nolde nach der Idee des Bauerngartens anlegen ließ. Ein Meer von Farben, das von April bis Oktober wie eine überbordende Oase in der ringsum so kargen Landschaft wirkt: Schwertlilien, Rittersporn, Storchschnabel, Lupinen, Eisenhut, Ochsenzungen, Astern, Königskerzen, Fingerhut, Cosmeen, Iris, Rosen, Glocken- und Ringelblumen, Phlox und Kugeldisteln blühen in ihren knalligen Farben in wilden Kontrasten. Und überall verteilt leuchten die Lieblingsblumen des Künstlers. Der türkische Klatschmohn und die Sonnenblumen. „Die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an . . . die Reinheit dieser Farben, ich liebe sie“, heißt es in seiner Biografie.
Ein romantisches Geheimnis
Die leicht erhöhten Beete, die eine gute Drainagewirkung haben und zudem die Plastizität des Gartens steigern, wurden nach einem besonderen Muster angelegt. Die Wege durch die Blumenpracht sind in der Form der Buchstaben A und E angelegt. Eine Vogeltränke mit Wasserspiel dient dabei als Verbindungsstück – eine farbenfrohe Liebeserklärung von Emil Nolde an seine Frau Ada.
Die schönsten Plätze im Garten
Für Caroline Dieterich, die Kuratorin der Nolde Stiftung Seebüll, stehen die Highlights des Gartens fest: „Zum einen mag ich die Reethütte ‚Seebüllchen‘ sehr. Dann den Picknick-Platz gegenüber vom ‚Seebüllchen‘ und außerdem unbedingt noch die Bank vor dem Haus, von der aus man einen wunderbaren Blick über die gesamte Gartenanlage mit dem Teich, der Hütte und den Beeten hat.“
Nolde hat das Seebüllchen vermutlich durch eine Südsee-Reise inspiriert, errichten lassen. Von hier aus konnte er sowohl seine Blumen als auch sein Haus überblicken. Er nutze die Hütte für das gemeinsame Kaffeetrinken mit seiner Frau, aber auch als ausgelagertes Atelier. Hier malte er seine Aquarelle, die Ölbilder hingegen entstanden alle im Atelier.
Ein Nolde für Zuhause?
Hinter dem Seebüllchen steht ein Gewächshaus, in dem Obergärtner Andreas Weber mit seinen Kollegen Stecklinge und Saatgut direkt aus dem Garten verkaufen. Wer sich also keinen echten Nolde fürs Wohnzimmer leisten kann, der kann sich zumindest seine Blumen in den Garten holen.
Ebenfalls beeindruckend: der Wangeliner Garten bei Plau am See.
One thought on “Emil Nolde: Der Garten des Malers”
Schöner Beitrag, gefällt mir.