„Feders kleine Kräuterkunde“ von Extrembotaniker Jürgen Feder ?>

„Feders kleine Kräuterkunde“ von Extrembotaniker Jürgen Feder

Sein ungestümer Enthusiasmus bringt Schwung in jede Talkshow und macht seine Pflanzenführungen zum Renner. Nun hat Jürgen Feder sein drittes Buch veröffentlicht: „Feders kleine Kräuterkunde“. In einer kulinarischen Reise durchs ganze Land stellt der „Extrembotaniker“ viele leckere und überraschende Zutaten für Salate, Aufläufe und Co. vor.

Der Giersch gilt als Hassobjekt vieler Gärtner, als „Drängler und Stalker unter den Kräutern“, so Jürgen Feder. Dabei wird die Pflanze in Korea sogar als Gemüse angebaut und lässt sich gut als Spinat, Salat, in Bratlingen und Nudelaufläufen verwerten. Sie ist laut Feder also „das ultimative Gemüse, das super unkompliziert ist“. Auf die Sichtweise kommt es eben an! Viele Kräuter, die im Allgemeinen als Unkraut gelten wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Gänseblümchen, Brennnesseln und das Gewöhnliche Hirtentäschel geben für die Küche Einiges her. Doch nicht nur das kleine Grünzeug, sondern auch das Laub einiger bekannter Bäume kann den Speiseplan bereichern: Das junge, seidig-weich behaarte Laub der Rotbuche eignet sich sowohl für Quarkspeisen und Suppen als auch für Feders geliebte Stullen: „Butterbrote sind unschlagbar, aber mit ein bisschen Pfiff obendrauf, steigen sie noch im Ranking.“

140 Arten im Porträt

Pünktlich zum Wildkräuter-Saisonstart nimmt Jürgen Feder den Leser mit auf eine kulinarische Kräutertour durchs Land. Er stellt vom „Arznei-Engelwurz“ bis zum „Zurückgebogenen Amarant“ 140 essbare und heilkräftige Arten vor. Jede dieser Pflanzen ist mit mindestens einem federtypisch grün umrandeten, kreisrunden Foto bebildert.

Hildegard von Bingen, Hippokrates und Kneipp

Feder erklärt nicht nur, wo die Pflanzen zu finden sind, wie sie aussehen und zu verwenden sind, sondern lässt zusätzlich reichlich Rand- und Hintergrundwissen rund um seine grünen Lieblinge ranken. Er erzählt von Hildegard von Bingen, Hippokrates und Sebastian Kneipp, erläutert die Signaturenlehre und den Unterschied zwischen Kräutern und Gewürzen – dahingeplaudertes Wissen in Sattgrün.

Anekdötchen über Fans und Blaumänner

Nebenbei unterhält Feder mit Anekdötchen über Fans wie Brauerei-Mitarbeiter Olaf, der mit Getränkekisten, einem Blumenstrauß und einer kleinen Liebeserklärung aufwartete. Er berichtet über seine Begegnung mit einem Blaumannträger auf einer Mülldeponie und schwätzt über seine Ex-Frau, seine aktuelle Freundin und die Vorliebe seines Vaters für Endiviensalat.

Rezepte aus der Kräuterküche

Im Anhang des Buches geht’s in die Küche. Acht zum Teil sehr einfache und dadurch recht lustige, zum Autor überaus passende – weil praktische und schnickschnack-befreite – Rezepte, laden zum Nachmachen ein. Feders „extreme Stullen für extreme Expeditionen“ beispielsweise bestehen aus „mittelfingerbreiten“ Brotscheiben, Salami, Tilsiter, „guter Butter“ und Kräutern wie Knoblauchsrauke, Vogelmiere oder Weißer Taubnessel. Dreißig Buletten in zwei Tagen hat sich Feder reingezogen, als er das Rezept für seine „Nordbremer Kräuterbuletten“ komponiert hat. Testsieger bei diesem Kräuterwettstreit war der Gundermann, aber auch Knoblauchsrauke, und Wald-Schaumkraut kamen gut weg in Feders – zwiebelfreien – Fleischklöpsen.

Fazit

272 Seiten mit Wissen, Witz und Wilder Malve. Ein beschwingtes und lehrreiches Buch von einem Kräuter-Freak, der durch seine eigene Begeisterung mitreißt und Lust sät, sofort loszuziehen und das eine oder andere Kraut, Blatt oder Samenkorn zu ernten.

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„Feders kleine Kräuterkunde – Das Essen liegt auf der Straße“ von Jürgen Feder, erschienen am 24. März 2017 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg

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