Permakultur im Reihenhausgarten (1) ?>

Permakultur im Reihenhausgarten (1)

Er soll essbar sein, wunderschön blühen, Erholung bieten und ein bisschen die Welt retten: unser kleiner Reihenhausgarten. Auf etwa siebzig Quadratmetern Gartenfläche wollen wir mit Erdbeeren, Wein, Radieschen, Kapuzinerkresse und Löwenzahn ins permakulturelle Gartenglück starten.

Etwa siebzig Quadratmeter, sechs Meter in der Breite und rund zwölf in der Länge, misst unser neuer Garten. Ein typischer Reihenhausgarten mit Terrasse, ausgerichtet nach Süden, von den Rändern her bepflanzt und Rasen in der Mitte. Als wir hier eingezogen sind, war der Garten zugewachsen. Dornig, eng und beschattet. Hätte Dornröschen hier gelegen, wäre das nicht weiter aufgefallen. Wir haben kräftig zurückgeschnitten, Platz und Licht gewonnen.

Der Garten von oben: Terrasse, Rasenfläche und Hang
Vollgestopft und leer gefegt: Da geht noch was im Reihenhausgarten.

In Zukunft permakulturell unterwegs

Nun geht es ans Gestalten. Hier wächst schon eine ganze Menge, das meiste davon soll bleiben. Während unser alter Garten in erster Linie ein Spiel- und Tobeplatz für die Kinder war, möchte ich in diesem Garten ein essbares Paradies schaffen. In den letzten Monaten habe ich mich ein bisschen mit Permakultur beschäftigt und bin begeistert von dieser Idee. Die Permakultur versucht, naturnahe Systeme aufzubauen, die ohne großen Arbeitsaufwand nachhaltig funktionieren, weil sich die einzelnen Elemente gegenseitigen Nutzen bringen. Eine gute Planung ist hier das A und O, weil sonst eben doch nur Primel neben Flieder neben Wasserspiel steht. Und das hat mit einem nachhaltigen Zusammenspiel wenig zu tun.

Ich habe Glück, denn ich habe nicht nur einen neuen Garten, sondern ich habe auch Kerstin Schaumburg. Sie kann aus all den Möglichkeiten, die dieser Garten bietet, die sinnvollsten herausfiltern, denn sie ist angehende Permakultur-Designerin. Vor dem Pflanzen und Säen kommt bei ihr das Denken und Planen. Was will ich mit und von meinem Garten? Welche Ressourcen habe ich und mit welchen Begrenzungen muss ich klar kommen? Was liefert der Garten schon jetzt?

Wunsch und Wirklichkeit im Reihenhausgarten

Essbar soll der Garten sein. Ich möchte Gemüse, Obst, Salate, Kräuter und Wildkräuter. Und ich möchte ein buntes Blütenmeer, eine Wohlfühl-Oase, eine Spielwiese für Wildkräuter-Experimente, ein paar gestalterische Blickfänge, einen Platz zum Sitzen und Ausruhen. Ein bisschen „Welt retten“ durch einen Hauch Selbstversorgung, durch den Verzicht auf Chemie im Garten und durch eine wilde Ecke, die Igeln, Insekten und anderen Tieren Schutz bietet. Ressourcen? Ich habe genug Zeit für das Gärtnern und auch ein paar Euro übrig, die ich in Pflanzen, Steine oder anderes investieren könnte.

Die deutlichste Begrenzung stellt die Gartengröße dar. Mit einer Fläche, die über die Maße einer Picknickdecke kaum hinauskommt, braucht man sich über einen Kartoffelacker oder klassische Obstbäume keine Gedanken zu machen. Ebenfalls begrenzend wirken der beschattete, unbefestigte Abhang an der Südgrenze und mein bislang nur durchschnittliches Hobbygärtnerwissen. Zu bieten hat der Garten allerdings schon jetzt eine ganze Menge: eine gepflasterte Terrasse, die links und rechts an Beetstreifen grenzt. In diesen Beeten, die an den nachbarlichen Trennwänden enden, wächst Wein, der im Spätsommer Früchte trägt und mit seiner fransigen Rinde in dieser noch laubarmen Zeit sehr schön aussieht.

Fransige Rinde am Weinstock

Außerdem wachsen hier eng umschlungen Wilder Wein, Rosen, romantische Clematis, Stockrosen, viel Giersch und ein paar Erdbeeren.

Wilder Wein klettert an einer hölzernen Trennwand empor, dahinter wächst Bambus.
Wilder Wein wächst an der Trennwand empor und bildet zum nachbarlichen Bambus einen schönen Kontrast.
Clematisblüten kurz vor dem Öffnen
Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Clematis ihre zarten Blüten öffnet.

Eine Birke hat sich zwischen Rosen und Wein gemogelt. Auf der Rasen- und Beetfläche hinter der Terrasse übernehmen Himbeersträucher die Vorherrschaft, ein Johannisbeerstrauch, Narzissen und Zwerghyazinthen wachsen dazwischen. Auch hier überall Erdbeeren und Giersch, zusätzlich Gänseblümchen, Löwenzahn und zwei Sommerlinden, nicht höher als ein Gartenstuhl.

Eine Erdbeerpflanze nach dem Regen.
Frühlingsfrische pur: Glitzernde Regentropfen auf einer sattgrünen Erdbeerpflanze.

Hinter dieser ebenen Fläche steigt der Abhang hinauf zu der immergrünen Kirschlorbeer- und der dahinter liegenden Hainbuchenhecke, die nach Süden das Grundstück begrenzt. Am Fuße des Abhanges wachsen die Säulenäpfel „Greencats“ und „Goldcats“, die mit ihren etwa siebzig Zentimetern noch knapp zwei Meter von ihrer endgültigen Größe entfernt sind.

Die Pläne: Hang-Terrassierung, Rankgitter und Kräuter

Das wohl aufwändigste Projekt, das Permakultur-Gestalterin Kerstin Schaumburg vorgeschlagen hat, ist die Terrassierung des kleinen Hanges. Außerdem geplant: Rankgitter an den Hauswänden, zwei Hochbeete, ein Tomatendach, die Nutzbarmachung von Regenwasser, eine Verbindung der beiden Terrassenseiten durch ein Zusammenführen von Wein und Clematis über Seile oder eine Pergola, die Unterpflanzung der Kirschlorbeerhecke mit Wildkräutern, eine wilde Ecke und ein Kräuterbeet.

Hier geht’s weiter: Permakultur im Reihenhausgarten (2)

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