„Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich ?>

„Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich

Wer glaubt, Biene sei Biene, irrt gewaltig. In seinem neuen Buch „Die Wildbienen Deutschlands“ stellt der bekannte Insektenforscher Paul Westrich die unglaubliche Vielfalt der summenden Welt vor.

Die eine nistet in leeren Schneckenhäusern und beklebt sie mit selbsthergestelltem Pflanzenmörtel aus zerkauten Blattstücken, die andere ist sehr wählerisch, was ihre Nahrung betrifft: Sie fliegt nur Eryngium-Arten an. Eine dritte findet man nur auf Kalkmagerrasen oder südexponierten Lössböschungen und die nächste nistet in der Erde und baut ihre Brutzellen aus Blattstücken der Wald-Erdbeere.

Was Bienen brauchen

Jede der gut 560 in Deutschland vertretenen Wildbienen-Arten hat ihren ganz eigenen Lebensraum, der jeweils drei Voraussetzungen erfüllen muss: Er muss den klimatischen Ansprüchen der jeweiligen Art genügen, über den benötigten Nistplatz verfügen und genügend Nahrung aufweisen. Nur wenn diese Anforderungen gleichzeitig erfüllt sind, ist es möglich, die teilweise hochspezialisierten Bienen anzutreffen.

3,128 Kilogramm Bienenwissen

Vor knapp dreißig Jahren erschien das erste große Wildbienenbuch des Tübinger Biologen über „Die Wildbienen Baden-Württembergs“. In seinem neuen Buch holt Westrich etwas weiter aus und berichtet über „Die Wildbienen Deutschlands“. 3,128 Kilogramm ist das 824-Seiten-Werk schwer, ist also nicht unbedingt geeignet, um damit in Feld, Wald und Flur auf Entdeckungs- und Bestimmungstour zu gehen.

Lebensräume, Gegenspieler und Steckbriefe

Den Anfang des Buches bildet ein Kapitel über die Lebensräume der Bienen wie Moore, Weinberge, Brachen und Äcker. Dann beschreibt Westrich die Lebensweisen und geht danach auf die Nutznießer und Gegenspieler der Bienen wie Milben, Spinnen, Käfer und den Menschen ein. Anschließend folgt ein Kapitel über das Zusammenspiel von Bienen und Blüten. Der größte und letzte Teil des Buches enthält Steckbriefe der einzelnen Arten mit Angaben zu Kennzeichen, Verbreitung, Lebensraum, Nistweise, Blütenbesuch und zu den jeweiligen Kuckucksbienen und zur Phänologie. Auf Bestimmungsschlüssel verzichtet Paul Westrich übrigens.

Für Fachleute und interessierte Laien

Geeignet ist das Buch nicht unbedingt für Jedermann. Die unglaubliche Fülle an Informationen und die Verweise – das Literaturverzeichnis umfasst etwa 70 Seiten! – sind für Nur-Durchschnittsinteressierte sicher sehr viel. Andererseits: Das Buch macht Staunen! 1700 mitunter sehr beeindruckende Farbfotos und natürlich die zahllosen überraschenden Erkenntnisse, die der Leser über die facettenreiche Welt der Bienen gewinnt, machen „Die Wildbienen Deutschlands“ zu einem echten Gewinn. Wer sich für Majas wilde Schwestern interessiert, egal, ob er zu den Laien oder zu den Fachleuten wie Biologen oder Natur- und Landschaftspflegern zählt, ist mit diesem Buch umfassend bedient.

Fazit

Ein Muss für alle, die auf (Wild-)Bienen fliegen!

„Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich, erschienen im September 2018, im Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

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