Permakultur im Reihenhausgarten (5)
Ein sommergrünes Blätterdach, eine Kräuterspirale und Bienenweiden. Es ist viel geschehen, seit wir vor gut eineinhalb Jahren einen kleinen Garten übernommen haben. Nach den Vorschlägen von Permakultur-Designerin Kerstin Schaumburg haben wir ein Experiment gestartet: „Permakultur im Reihenhausgarten“. Am Ende der zweiten Saison ist es Zeit für eine Bilanz.
Viel zu klein und an unpassender Stelle mickerte mein Kräuterbeet im vergangenen Jahr vor sich hin. Das hatte ich schon angelegt, bevor Permakultur-Designerin Kerstin Schaumburg Pläne für unseren Garten machte. Sie schlug einen Platztausch für Kräuter und Himbeeren vor. Petersilie, Thymian und Co. sollten künftig in einer Kräuterspirale deutlich mehr und vor allen Dingen den richtigen Platz haben.
Kräuter in einer Spirale
So eine Kräuterspirale habe ich in diesem Frühjahr mit alten Klinkersteinen gebaut und mit Jungpflanzen vom Biomarkt bestückt. Von oben nach unten: Lavendel, Thymian und Orangenthymian, Rosmarin, Oregano, wilde Rauke, Petersilie, Hirschhornwegerich und Blutampfer. Inzwischen haben sich die Kräuter eingegroovt. Ein bisschen zu überbordend wuchs die wilde Rauke, die so raumgreifend wurde, dass ihre Nachbarn im Dickicht verschwanden. Schere und Rauke-Pesto haben das Problem gelöst. Neben den geplanten Pflanzen gab es auch einige überraschende Zuzüge. Ein Schwung Brennnesseln hat sich ans Ende der Kräuterspirale gesetzt – super Mulch für die Tomaten. Außerdem hat sich Vogelmiere neben dem Schnittlauch angesiedelt und eine kleine Sonnenblume hat den Platz neben dem Rosmarin gewählt.
Das Mauerblümchen Zimbelkraut
Zwischen den Steinen sollte Zimbelkraut wachsen. Dieses zarte Pflänzchen bevorzugt Mauerritzen und Felsspalten, ist mehrjährig, in milden Wintern immergrün, beeindruckt mit zahlreichen violetten Blüten und soll sogar essbar sein. Die Keimung verlief zögerlich, aber inzwischen haben sich zwei Pflanzen durchgesetzt und sogar schon ein paar Blüten gebildet.
Die (noch zu wenig) blühenden Terrassen
Den ansteigenden Hang an der Südseite des Grundstückes zu terrassieren, war das Hauptprojekt des vergangenen Jahres. Ziel war es, den Boden vor Erosion zu schützen, Wasser zu halten und Anbaufläche zu schaffen. Johannis- und Stachelbeeren sowie Augen- und Bienenweiden sollten dort einen Platz finden. Haben sie auch, allerdings war die erhoffte Blüte spärlicher als geplant. Ob das an der Dürre oder der späten Aussaat lag? Im kommenden Jahr probiere ich es früher. Immerhin haben und hatten wir wilde Malven, Ringelblumen, Nachtkerzen, Kapuzinerkresse, Borretsch, Anemonen, Sonnenblumen und einige andere. Der Beerenertrag war für eine erste Ernte passabel.
Multifunktional: das sommergrüne Blätterdach
Die zweite große Neuerung in diesem Jahr ist die sommergrüne Teil-Überdachung der Terrasse am Haus – auch ein Vorschlag von Kerstin Schaumburg. Links und rechts von der Terrasse dienen Holzwände als Sichtschutz zu den Nachbarn. An ihnen wachsen Wein, wilder Wein, Rosen und Clematis. Diese tolle Kombination haben wir vorgefunden, als wir eingezogen sind. Nun haben wir von der einen zur anderen Seite Edelstahlseile gespannt und Weinreben sowie Clematis so an den Seilen entlang geführt, dass sie sich von beiden Seiten entgegen wachsen. Hinter dieser Idee steckt eine Mehrfachfunktion: Der wichtigste Nutzen ist die schöne Optik von Weinlaub und Clematisblüte. Außerdem bilden die Blätter ein Dach für die regenscheuen Tomaten, die direkt vor den Fenstern in voller Sonne und in Pflanzsäcken wachsen. Ein dritter Nutzen liegt in der Erweiterung der Erntezone. Und schließlich schützt das Blätterdach uns im Haus vor der prallen Sonne, denn die Terrasse ist mit den seitlichen Trennwänden eine veritable Sonnenfalle. Auch für uns. . .
Totholz und eine Radieschen-Überraschung
Ich könnte noch seitenweise weiter erzählen über den wilden Streifen mit Totholz, die Apfelbäumchen, die wir im vergangenen Jahr gepflanzt haben, die Hochbeete, in denen die Radieschen mit einer Überraschung aufwarteten und die Saatgutgewinnung für das nächste Jahr. Aber das kann alles warten.
Wie es 2019 weitergeht
Wie es im nächsten Jahr weitergeht? Große Pläne gibt es nicht! Beobachten, was gut funktioniert, Erhalten und Genießen wird wohl das Gebot des kommenden Jahres sein.
Wie alles begann: Permakultur im Reihenhausgarten (1)
2 thoughts on “Permakultur im Reihenhausgarten (5)”
Deine Fotos sind wunderschön und sie stoßen sicher manchen Sympathisanten einer Permakultur an, sie ermutigen zum Experimentieren. Und gerade der ganz kleine Garten regt zum Versuch regelrecht an, weil man einfach nur einen Schritt aus dem Wohnbereich wagen muss, den berühmten „ersten Schritt“!
Vielen Dank! Das hoffe ich natürlich sehr, dass sich der eine oder andere inspiriert fühlt, selber loszulegen.